Aufgrund des geltenden Versammlungsverbots fällt das grosse Zürcher Frühlingsfest aus. Der Star des Sechseläutens, der Böögg, hat heuer also keinen Auftritt. Sein Erbauer auch nicht.
SRF: Sechseläuten und weit und breit kein Umzug, kein Feuer, kein Böögg – Anlass für Sie zum Trübsalblasen?
Lukas Meier: Ja, es ist ein trauriger Tag. Als Bööggbauer ohne Sechseläuten, das ist natürlich ungünstig. Der Böögg ist stinkhässig, und ich habe eine tiefe Depression. Für mich gab es schon schönere Tage als diesen.
Der Böögg ist stinkhässig, sagen Sie – wie äussert sich das?
Es dauert etwa 50 Stunden, um einen Böögg zu bauen, etwa 25 Stunden habe ich bereits an ihm gebaut. Da entsteht doch schon eine erste Beziehung, und man spürt, welcher Laune der Böögg ist. Er steht natürlich gerne im Mittelpunkt, und er hätte heute gerne allen gezeigt, wie der Sommer wird.
Da wird nun nichts draus. Sie hätten ja auch gespannt zugeschaut – was machen Sie denn jetzt heute um sechs?
Ich gehe nachhause zu meiner Familie, und wir machen uns einen gemütlichen Abend mit einem guten Essen und natürlich einer schönen Flasche Zunftwein.
Man hat ja versucht, mit allerlei Ideen das Sechseläuten doch noch ein wenig zu retten – wie sehen Sie das?
Schön ist, dass sich viele Sechseläuten-Fans einen kleineren oder grösseren Böögg gebastelt oder gekauft haben und den heute um sechs anzünden werden. Das freut mich als Böögg-Bauer natürlich ausserordentlich. Das ist eine Hommage an den Böögg. Und ich hoffe, dass es dadurch trotz allem einen schönen Sommer gibt.
Das Interview führte Fanny Kerstein.