Es war die Zeit des grossen Aufbruchs, die Zeit kurz nach 1968, die geprägt war vom Gedanken, dass alles möglich sei - und sich gleichzeitig bereits die erste Desillusionierung nach den 68ern breit machte.
Damals beschlossen 30 junge Männer und Frauen, in Frankreich eine Landwirtschaftskooperative zu gründen. «Wir wussten genau, was wir nicht wollten, aber noch nicht so genau, was wir wollten», erinnert sich Hannes Lämmler im «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Der Zürcher war Gründungsmitglied von Longo Mai und lebt heute noch immer in Südfrankreich. «Das Leben lang nur arbeiten und schlafen, das kam für uns nicht in Frage.» Ebenso wenig wie ganz alleine einen Bauernhof zu bewirtschaften.
Erfolg dank viel Nachwuchs
Heute, über 40 Jahre später, gibt es den Bauernhof noch immer, dazu kamen weitere neun Kooperativen in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich und in Costa Rica. Weshalb hat Longo Mai überlebt, während so viele andere soziale Experimente scheiterten? «Longo Mai hat die richtige Grösse», sagt Andreas Schwab, der die Ausstellung in der Roten Fabrik kuratierte und ein Buch über Longo Mai geschrieben hat. «Bei Konflikten können die Bewohner auf einen neuen Hof ziehen.»
Ausserdem habe Longo Mai immer wieder junge Leute angezogen, welche frische Ideen in die Kooperativen brachten. Und heute, mit Wirtschaftskrise, hoher Jugendarbeitslosigkeit und einer neuen Skepis gegenüber dem Kapitalismus seien die Anliegen von Longo Mai so aktuell wie schon lange nicht mehr, findet auch Hannes Lämmler.
Überlebt Longo Mai also noch weiter 40 Jahre? Ja, findet Andreas Schwab. Es sei ein Ort, an dem sich Leute engagieren könnten. Hannes Lämmler ist skeptischer. Wenn die Umwelt weiterhin in demselben Tempo zerstört werde, sehe er schwarz. Vielleicht aber, wenn die Leute bewusster zu leben begännen, gebe es eine Chance.