Es gab mal eine Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts, da war das Lehrerzimmer noch eine reine Männerdomäne. Mittlerweile hat sich dies dramatisch verändert. Gemäss der jüngsten Zürcher Bildungsstatistik unterrichten an den Primarschulen des Kantons Zürich 83,5 Prozent Frauen. Oder anders gesagt: Nicht einmal jede fünfte Lehrerstelle ist durch einen Mann besetzt.
Der Lehrerberuf habe bei Männern einen schlechten Ruf, sagt Beat Ramseier. Der Zürcher leitet die Koordinationsstelle des neu gegründeten Vereins «Männer an die Primarschule». Dem Verein gehören Berufsverbände und pädagogische Hochschulen an. Das Ziel: Den Lehrerberuf für Männer attraktiver zu machen, damit die Schülerinnen und Schüler beide Geschlechter als Bezugspersonen erleben können.
Kanton Zürich sieht keinen Handlungsbedarf
Das Geschlecht einer Lehrperson werde überbewertet, findet hingegen Martin Wendelspiess, Chef des Zürcher Volksschulamts. «Uns sind engagierte, fachlich gute Lehrpersonen wichtig, das Geschlecht ist sekundär.» Zudem glaubt er daran, dass sich das Verhältnis von männlichen und weiblichen Lehrpersonen wieder ändert.
So könne man schon heute beobachten, dass die Quereinsteigerausbildung bei Männern sehr gut ankomme. Oder dass Zivildienstleistende, die in Schulzimmern aushelfen, sich später für den Lehrerberuf interessieren würden.
Früh Einfluss nehmen
Weniger optimistisch ist Beat Ramseier vom Verein «Männer an die Primarschule». Er glaubt nicht, dass sich der Männeranteil an den Primarschulen deutlich verändern wird: «Aber wenn wir es schaffen, dass der Männeranteil wenigstens nicht mehr sinkt, haben wir viel erreicht.». Der Verein will dafür schon bei Jugendlichen ansetzen, die vor der Berufswahl stehen.
«Mit unseren Schnupperprojekten wollen wir bereits in der Oberstufe ansetzen», sagt Beat Ramseier. In einem Projekt besuchen zum Beispiel Studenten der Pädagogischen Hochschule Oberstufenschulklassen, um den Schülern den Lehrerberuf näher zu bringen.