«Von wem würden Sie lieber Ihr Auto reparieren lassen? Von wem im Spital gepflegt werden? Wer wird wohl eher Karriere machen?» Zum Jubiläum der Zürcher Fachstelle für Gleichstellung hingen die Plakate, welche die Geschlechterrollen hinterfragen, erneut in allen Bussen und Trams. «Ein Zeichen für eine gute Kampagne, aber auch ein Zeichen dafür, dass die Stereotype, die abgebaut werden sollten, nach wie vor vorhanden sind», sagt Sabine Sczesny, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Bern.
Studien aus den USA belegen zwar, dass eine Veränderung in den Köpfen stattgefunden hat. «Den Frauen werden zusehends andere Eigenschaften wie <Zielorientierung> oder <Karriereorientierung> zugeschrieben.» Aber das Ganze brauche Zeit.
Fachstellen sind oft die Hände gebunden
Ein Handicap der Fachstelle ist, dass sie «nur» beratende Funktion hat. So fehlten ihr etwa vor zwei Jahren Macht und Mittel, um auf einen Hilferuf von Mitarbeiterinnen des städtischen Elektrizitätswerkes einzugehen. Sie beklagten sich über ein sexistisches Arbeitsklima und verbale sexuelle Belästigungen durch einen Vorgesetzten. «Hier ist es eben ganz wichtig, dass die obere Führungsebene entsprechend geschult ist und Normen etabliert hat, die solchen Vorfällen vorbeugen oder adäquat reagieren können», erklärt die Fachfrau.
2013 wurde die Aufgabe der Fachstelle angepasst. Seither kümmert sie sich auch um die Förderung von Homo- und Bisexuellen, von Intersexuellen und Transmenschen. Auch dies zeige, dass eine gewisse Veränderung stattgefunden habe, so Sczesny. «Die Gesellschaft hat sich modernisiert und geht davon aus, dass man Menschen nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminieren sollte.»
«Fachstellen schliessen ist problematisch»
Dass die Stadt Winterthur ihre Fachstelle für Gleichstellung schliesst, bedauert Sczesny: «Die Schweiz ist ja im europäischen Vergleich im Hintertreffen, was die Gleichstellung angeht. Da ist es problematisch, wenn solche Stellen schliessen, noch bevor das Ziel erreicht ist.»