800'000 Franken gibt die Israelitische Cultusgemeinde Zürich jährlich für die Sicherheit jüdischer Einrichtungen aus, also für Schulen, Kindergärten und die Synagoge. Seit den Anschlägen von Paris im November sei das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit in der jüdischen Bevölkerung noch stärker gestiegen. Dem habe man Rechnung getragen, sagt Shella Kertész als «Regionaljournal Wochengast»: «Wir haben mehr Sicherheitspersonal, wir haben bauliche Massnahmen getroffen.»
Eltern rufen an und fragen, ob ihre Kinder im Kindergarten sicher seien. Das tut einfach weh.
Für die Gemeinde mit 2'500 Mitgliedern sind die Sicherheitskosten eine enorme Belastung. Shella Kertész möchte, dass die Stadt die Hälfte der Kosten, 400'000 Franken, übernimmt. Denn die jüdische Gemeinschaft stellt sich auf den Standpunkt, dass der Staat gegenüber einer Minderheit eine gewisse Schutzpflicht hat. Es sei traurig, wenn sie von Eltern gefragt werde, ob ihre Kinder im Kindergarten sicher seien, sagt Shella Kertész. Mit Sicherheitsvorsteher Richard Wolff habe sie einen Verbündeten. Doch bis jetzt hat sich konkret noch nichts getan. «Ich warte weiterhin, dass etwas passiert und Gespräche stattfinden», sagt sie. Zwar hat auch Bundesrat Maurer versprochen, etwas zum Schutz der jüdischen Bevölkerung zu unternehmen, auch dort sind die Abklärungen aber erst am Laufen.
Hänseleien wegen Kippa
Besorgt ist Shella Kertész auch über den zunehmenden Antisemitismus in der Stadt Zürich. Sie erzählt von Kindern, die im Tram gehänselt werden, weil sie eine Kippa tragen. Von Männern, die sich wegen ihrer jüdischen Kleidung Pöbeleien anhören müssen. «Das ist schwierig zu verstehen. Wir sind Schweizerinnen und Schweizer wie alle anderen auch und machen gerade mal 0,2 Prozent der Bevölkerung aus.»
Shella Kertész hofft, dass sie mit mehr Offenheit und mehr Gesprächen Vorurteile abbauen kann: «Ich lade jederzeit jeden und jede ein, bei uns in der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich vorbeizukommen. Nur ein direkter Kontakt kann helfen, dass wir uns besser verstehen.»