Flüchtlinge zeigen Mitte September Einheimischen «ihren» Blick auf Zürich. Auf speziellen Stadttouren erzählen sie von ihren Eindrücken von der neuen Heimat. «Wir erleben die Stadt ganz anders», sagt einer der Tour-Guides, Berhanu Tesfaye. Der Äthiopier kam vor 16 Jahren via Holland nach Zürich.
Seine Tour beginnt beim ehemaligen Güterbahnhof. Dort hat der heute 58-Jährige in der Autonomen Schule Zürich Deutsch gelernt. Das Gebäude wurde mittlerweile abgerissen, trotzdem bezeichnet Berhanu Tesfaye den Ort als seinen «Lieblingsort» in Zürich.
Sein Stadtrundgang führt dann weiter zur Bäckeranlage, zur Langstrasse, quer durch Zürich bis ins Niederdorf. Dort hatte er sich 2008 bei der Besetzung der Predigerkirche beteiligt. Er wollte damit auf die missliche Lage der Sans-Papiers aufmerksam machen.
Gewöhnliches wird plötzlich aussergewöhnlich
Diese speziellen Stadttouren unter dem Titel «Hiersein» wurden vom Verein «ansero urbo» – «unsere Stadt» auf Esperanto – ins Leben gerufen. «Wir erhoffen uns spannende Rundgänge durch die Stadt Zürich, die einen neuen Blick auf Alltägliches ermöglichen», sagt Celia Bachmann vom Verein. «Damit Gewöhnliches plötzlich aussergewöhnlich wird, damit Begegnungen mit Personen mit Flüchtlingsgeschichten passieren.»
Die Rundgänge von Flüchtlingen aus Äthiopien, Pakistan und Sri Lanka dauern 90 Minuten bis 2 Stunden und sind kostenlos.
(frid; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 12:03 Uhr)