Alle Winterthurer kennen eine Anekdote über ihn, doch kaum jemand kennt den heute 91-jährigen Immobilienmagnat Bruno Stefanini wirklich. Der junge Historiker Miguel Garcia wollte diesem Phantom auf die Spur kommen und hat ein Buch über den Milliardär geschrieben.
Mit über hundert Personen hat Garcia gesprochen; mit ehemaligen Schulkollegen und Mitarbeiterinnen von früher, aber auch mit der Ex-Frau oder Familienangehörigen.
Sein Bild von Stefanini habe sich durch die Recherche stark verändert, sagt der 31-jährige Garcia auf einem Rundgang in Winterthur: «Ich habe gemerkt, wie viel dieser Mensch gemacht hat. Verrückte Sachen, spannende Sachen.» Diese Vielseitigkeit der Person mache es für ihn schwierig, ein einheitliches Bild von Stefanini zu konstruieren.
Bruno Stefanini ist ein charmanter, intelligenter Geschäftsmann, andererseits ein kauziger, etwas verschrobener Kunstsammler.
Der Sohn eines italienischen Einwanderers und einer Glarnerin wuchs im Winterthur der 1930er-Jahre auf. Bereits sein Vater legte den Grundstein für sein künftiges Immobilien-Imperium. Guiseppe Stefanini vermachte dem damals 22-jährigen Sohn Bruno eine Liegenschaft.
Aufstieg und «Verlotterung»
Dank seines Arbeitseifers kam Bruno Stefanini in der Phase des Baubooms nach dem Zweiten Weltkrieg rasch zu Reichtum. Ende der 1950er-Jahre besass er rund zwanzig Häuser in der Winterthurer Altstadt, nur zehn Jahre später waren es schon doppelt so viele.
Vor allem in der Steinberggasse kaufte Stefanini Immobilien: «Nicht einmal der damalige Stadtpräsident von Winterthur wusste genau, wie viele Gebäude in der Altstadt Bruno Stefanini gehörten», so Garcia.
Der Streit um die Stiftung
Erst um das Jahr 2000 kam die Zahl an die Öffentlichkeit. Stefanini kümmerte sich wenig um die Häuser, eines musste gar von der Polizei abgeriegelt werden, da sich die Dachziegel lösten und eine Gefahr für die Fussgänger darstellten. Die Berichterstattung über diese «Lotterbuden» brachte etwas Licht in die Geschichte und die Geschäfte des Bruno Stefanini.
Zwist um seine Stiftung
In den letzten Jahren dominierten jedoch nicht seine Häuser die Schlagzeilen, sondern der Streit um seine Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (siehe Box rechts).
Diese Stiftung verwaltet nicht nur die 50 Häuser in der Winterthurer Altstadt, sie umfasst auch unzählige Kunstwerke oder historische Gegenstände wie der Dolch von General Guisan, ein Reitkleid der Kaiserin Sissi oder das Sterbebett Napoleons.
(sted;simd; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17:30 Uhr)