Schon bei der Räumung des Labitzke-Areals stand Stadtrat Richard Wolff (AL) in der Kritik. Der Vorwurf lautete damals wie heute gleich: zu grosse Nähe und zu grosse Nachsicht gegenüber den Besetzern.
Ein Stadtrat muss auch den Schein meiden
Tatsächlich räumt Richard Wolff heute zum ersten Mal ein, dass sich seine Söhne zuweilen auf dem Koch-Areal aufhalten: «Aus rechtlicher Sicht bin ich, aus einer Aussensicht gesehen, befangen, weil meine Söhne im Koch-Areal verkehren.»
Richard Wolff selbst hat in der Vergangenheit stets betont, dass dies seine Arbeit nicht beeinflusse. Das sieht er auch heute noch so. «Ich habe immer unbefangen gehandelt, egal wo meine Kinder sind.» Diese seien erwachsen, und er habe seine Entscheide unabhängig treffen wollen.
Wahrscheinlich habe ich mir etwas vorgemacht.
Wolff gibt sich im Interview mit dem «Regionaljournal» aber auch selbstkritisch: «Wahrscheinlich habe ich mir da etwas vorgemacht.» Denn bereits der Anschein von Befangenheit genüge, um ein Dossier abgeben zu müssen. Das habe ihm auch der Rechtskonsulent des Stadtrates so gesagt. «Ich habe die Situation diesbezüglich bisher falsch eingeschätzt», räumt er ein. Per 20. Oktober ist Richard Wolff deshalb in den Ausstand getreten.
«Keine Teilentmachtung»
«Richard Wolff hat diese Entscheidung selbst getroffen», sagt Stadtpräsidentin Corine Mauch gegenüber dem «Regionaljournal». Der Entscheid sei freiwillig erfolgt und «keinesfalls eine Teilentmachtung». Wenn ein Anschein von Befangenheit auftrete, seien alle Mitglieder des Stadtrates aufgefordert, sich mit der Situation zu befassen und von sich aus in den Ausstand zu treten, sagt Mauch weiter.
Nun liegt das Dossier «Koch-Areal» in den Händen von Finanzvorsteher Daniel Leupi. Er war Richard Wolffs Vorgänger im Sicherheitsdepartement und nimmt als Finanzvorsteher auch die Rolle des Grundeigentümers des Koch-Areals wahr.