Jüdische Männer und Frauen sind bei einer Beerdigung - in der Abdankungshalle oder am Grab - getrennt. So lautete die Regel, die nun abgeändert wird. Die Initiative für eine Anpassung kam aus der Basis, erklärt André Bollag, Co-Präsident der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ): «Die Mitglieder haben sich gesagt, bei Freudenfesten wie etwa Hochzeiten werde ja auch gemeinsam gefeiert. Da sei die Trennung bei Beerdigungen doch etwas veraltet.»
Die neuen Friedhofsregeln gelten für die beiden Stadtzürcher Friedhöfe der ICZ. Sie ist mit 2500 Mitgliedern die grösste jüdische Gemeinde der Schweiz. In anderen jüdischen Kreisen, etwa bei den Orthodoxen, lebt die Tradition der Geschlechtertrennung weiter - bis zum Tod: «Es ist dort schon noch verbreitet, dass Frauen bei Beerdigungen in die zweite Reihe verbannt werden.» Und dies, obwohl diese Regelung nirgendwo festgeschrieben sei, so Bollag. Die Trennung sei kein Gesetz, sondern nur ein jüdischer Brauch.
Den Vorstoss für eine Änderung der Friedhofsregeln hat die Generalversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich fast einstimmig abgesegnet.