Vor ein paar Jahren hat das Staatsarchiv Zürich entschieden, dass die wichtigsten Bestände - zum Beispiel Regierungsratsbeschlüsse - online zugänglich sein sollen. «Die Bevölkerung hat ein Anrecht darauf, die wichtigsten staatlichen Unterlagen auf dem Netz konsultieren zu können», sagt Staatsarchivar Beat Gnädinger. Das Angebot stosse auf grosses Interesse und Wohlwollen. «Wir hören nur Positives. Die Leute sind erstaunt, was alles zu finden ist.»
«Transkription ist anspruchsvoll, gilt aber als Hilfswissenschaft»
Die alten Schriften aus dem 19. Jahrhundert werden von Studierenden entziffert und abgetippt. Die Jobs werden gezielt ausgeschrieben, zum Beispiel an Geschichtsstudierende. «Es braucht grosse Sprachkompetenz, ein historisches Grundlagenwissen und viel Geduld», sagt die Leiterin des Projekts, Margit Gigerl. Trotzdem hatte das Staatsarchiv bis jetzt nie Schwierigkeiten, die Stellen zu besetzen. Die Studenten können flexibel arbeiten und werden anständig bezahlt.
2009 haben die Arbeiten begonnen, rund die Hälfte der 250 000 Seiten sind mittlerweile abgetippt. 2016 sollen alle Beschlüsse aus dem 19. und 20. Jahrhundert zur Verfügung stehen. Angesprochen auf den Fall Mörgeli meint Gnädinger: «Es ist eine anspruchsvolle Arbeit. In der klassischen Begrifflichkeit sprechen wir aber von einer Hilfswissenschaft.» Ob das Transkribieren alter Schriften bereits ausreicht, um die Doktorwürde zu erlangen, will Gnädinger nicht beurteilen. Für die Transkription der alten Schriften steht aus dem Lotteriefonds ein Beitrag von 3,8 Millionen Franken zur Verfügung.