Zuerst hat der «Zürcher Tramstreit» um Ausschreibung und Vergabe des Auftrags für das künftige Zürcher Tram dessen Beschaffung rund zwei Jahre verzögert. Und nun wehren sich die Hersteller Stadler Rail und Siemens dagegen, dass Bombardier die neuen Trams bauen soll. Die Vergabe dieses Auftrages ist damit vorerst blockiert.
Kritik am langen Verfahren
Die beiden Bombardier-Konkurrenten reichten am Montag Rekurs gegen die Auftragsvergabe ein, wie sie heute mitteilen. «Das Ausschreibeverfahren für die Trambeschaffung der VBZ hat mit über fünf Jahren ausserordentlich lange gedauert», begründet Stadler Rail den Schritt. Dabei seien Gerüchte über Unstimmigkeiten im Vergabeprozess in Umlauf gekommen, die bei Stadler zu «einer starken Verunsicherung» geführt hätten.
Siemens will billiger sein
Für Siemens ist die Auftragsvergabe an Bombardier nicht nachvollziehbar. «Bei den Beschaffungs- und den Betriebskosten liegt unser Angebot massiv tiefer als beim Fahrzeug, das von der VBZ ausgewählt wurde», sagt Siegfried Gerlach, Chef von Siemens Schweiz.
Der Vergabeentscheid soll deshalb durch ein Gericht überprüft werden. Die VBZ gaben Mitte Mai nach einem langen Auswahlverfahren bekannt, dass sie 70 Trams bei Bombardier bestellen. Der Auftrag hat ein Volumen von 358 Millionen Franken.
Langer Leidensweg
Fünf Jahre dauerte es seit der Ausschreibung, bis die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) Mitte Mai den Sieger Bombardier präsentieren konnten. Verantwortlich dafür ist der «Tramstreit» mit mehreren Akteuren:
- Der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) verweigerte zunächst die Kostengutsprache für das Sieger-Tram. Er drängte auf ein eigenes Gutachten, was wiederum die Hersteller nicht wollten. Sie sahen die Gutachterfirma als mögliche Konkurrentin an.
- Die «Rundschau» veröffentlichte ein vertrauliches Gutachten zur Trambeschaffung und erhob Korruptionsvorwürfe gegen die Zürcher Verkehrsbetriebe.
Die VBZ gehen derzeit nicht davon aus, dass die Rekurse zu einer Verzögerung führen. «Das Ziel bleibt unverändert: Die neuen Zürcher Trams sollen in den Jahren von 2018 bis 2023 geliefert werden», erklärt Sprecher Andreas Uhl.