Sexualbegleitung ist Prostitution für Behinderte, allerdings mit ethischem Anspruch. Die beim ISBB Zürich ausgebildeten Sexualbegleiterinnen und Sexualbegleiter sollen Menschen mit körperlichem Handicap gegen Geld «eine emotionale Partnerschaft wie im richtigen Leben» bieten, sagt der Leiter von ISBB Zürich, Erich Hassler.
Dazu gehören auch - falls von beiden Seiten ausdrücklich gewünscht - sexuelle Erfahrungen und Handlungen bis hin zum Geschlechtsverkehr.
Früheres Projekt gestoppt
Dies unterscheidet die Sexualbegleiter von den Berührern und Berührerinnen, wie sie die Stiftung Pro Infirmis 2004 einführte. Damals bewarben sich rund 300 Interessierte für eine Arbeit als Berührer. Das Angebot warf hohe Wellen; aufgrund der harschen Kritik und ausbleibender Spenden musste Pro Infirmis das Experiment bald wieder abbrechen.
In den darauffolgenden drei Jahren bildete die Fachstelle Behinderung und Sexualität unter der Leitung von Ahia Zemp dann insgesamt 18 Sexualassistentinnen und Sexualassistenten für Behinderte aus. Beischlaf war allerdings auch hier tabu.
Grosse Nachfrage - kleines Angebot
Mit seinem ersten Lehrgang führt das ISBB Zürich jenes Experiment nun also weiter, und dies mit einem wie erwähnt freizügigeren Angebot. Es folgt einem Modell aus Norddeutschland, wo dasselbe Institut schon seit mehreren Jahren diese Art von Sexualbegleitung anbietet.
Erich Hassler hat für sein Zürcher Ausbildungsangebot eigentlich mit mindestens zehn Anmeldungen gerechnet. Nun wollen sich aber nur fünf Frauen und ein Mann zu Sexualbegleiterinnen und Sexualbegleitern ausbilden lassen. Für dieses geringe Interesse hat Hassler keine Erklärung. Die Nachfrage bei behinderten Menschen nach professionellen Liebesdiensten sei jedenfalls weiterhin gross.