Zürich, zu Beginn der 1990er: Der Platzspitz ist geräumt, die Drogenszene hat sich an den Letten verlagert. «500 Leute standen bis zu den Knien im Dreck, die Dealer hatten das Sagen, das war der Startpunkt», erinnert sich Michael Herzig, Leiter der städtischen Drogenhilfe.
1994 eröffnete die Stadt Zürich an der Badenerstrasse und am Seilergraben zwei Drogenabgabestellen. 70 Drogensüchtige erhielten im ersten Jahr Heroin oder Methadon, inzwischen sind es über 200 pro Jahr. Die Zahl werde aber mit den Jahren abnehmen, ist Herzig überzeugt. «Früher war das Durchschnittsalter unter 30, heute ist es deutlich über 40, die Abhängigen wachsen raus.»
Die Stadt ist überzeugt von ihrem Methadon-und Heroin-Programm. Doch es gibt auch Kritiker. Sie monieren, dass die Süchtigen, welche Methadon erhielten, keinen Anreiz hätten, um aufzuhören. Dieses Argument lässt Michael Herzig nicht gelten. Ersten könne man die Süchtigen nicht zum Entzug zwingen. Und zweitens sei der Drogenkonsum schliesslich kein Problem, «wenn ihr allgemeiner Zustand und ihre Lebensqualität besser werden und sie der Gesellschaft nicht zur Last fallen.» Und von diesen Verbesserungen dank kontrollierter Heroin- und Methadon-Abgabe hätten in den letzten zwanzig Jahren immerhin 650 Drogenabhängige profitiert.