Die Schülerzahlen im Kanton Zürich steigen. Rund 1500 Mittelschüler pendeln schon heute vom rechten Zürichseeufer in die Stadt Zürich. Der Regierungsrat plant deshalb eine neue Mittelschule für rund 1000 Schülerinnen und Schüler auf dem Industrieareal der CPH Chemie+Papier Holding AG bei Uetikon am See. Ein Jahrhundertprojekt, wie die Zürcher Regierung sagt.
Ein klares Ja zum Landkauf
Der Kanton wird das Areal zu diesem Zweck erwerben. Allerdings: Für sein Schulprojekt braucht er nur die Hälfte der fast 70'000 Quadratmeter grossen Fläche. Die Gemeindeversammlung von Uetikon am See hat am Montagabend beschlossen, die andere Hälfte zu erwerben. Die Zustimmung der 784 Stimmberechtigten in der Dreifachturnhalle Riedwies war so klar, dass der Gemeindepräsident Urs Mettler auf eine Zählung verzichtete.
«Das ist ein historischer Entscheid», sagt Mettler im Interview mit dem «Regionaljournal». Mettler sieht im Gesamtprojekt zwei Chancen für Uetikon: Erstens steigere eine neue Mittelschule das Image einer Gemeinde, andererseits erhielten die Uetiker und Uertikerinnen dank dem Landerwerb endlich öffentlichen Seezugang. «Die Fabrik ist seit 200 Jahren dort am Produzieren, jetzt weicht sie», sagt Urs Mettler. Was die Zürichseegemeinde mit dem Areal vorhat, ist noch nicht festgeschrieben. «Die Planungsphase läuft bis 2021, wir planen gemeinsam mit dem Kanton.»
Ich hatte nur positive Rückmeldungen.
Der Landkauf kostet 26 Millionen Franken, die Planung nochmals 8 Millionen. Um das Geld bereitzustellen, muss sich die Gemeinde tiefer verschulden und Besitz verkaufen. An der Gemeindeversammlung bewahrheitet sich die Wahrnehmung Mettlers: Die Stimmung ist wohlwollend, eine überwältigende Mehrheit stimmt dem Landkauf zu. Zu reden geben die Pläne des Gemeinderates, die öffentliche Beleuchtung zu verkaufen. Doch auch hier sagen zwei Drittel der Stimmberechtigten schliesslich Ja. Die Beleuchtung, die bisher im Besitz der politischen Gemeinde war, geht an die Energie Uetikon AG über.
Provisorium als nächste Hürde
Während der Landkauf nun unter Dach und Fach ist, wartet auf den Uetiker Gemeinderat die nächste Herausforderung: Während der Planung und dem Bau der Mittelschule von 2018 bis 2028/29 soll mitten im Dorf ein Schulprovisorium mit zwei- bis dreistöckigen Containern für bis zu 500 Schüler entstehen. Auch über dieses Provisorium befindet die Gemeindeversammlung, allerdings erst im Dezember. Und wenn sie Nein sagt? «Dann müssen wir Alternativen suchen», meint Mettler. «Es würde die Planung aber sicher verzögern.» Die neue Mittelschule am See würde wohl erst später gebaut und eröffnet werden können, schätzt Mettler.
Der Charakter des Dorfs soll sich nicht ändern
Vor allfälligem Mehrverkehr fürchtet sich Urs Mettler nicht. Eine Studie zu den neuen Verkehrsströmen sei bereits in Arbeit. Und den Dorfkern würde die kantonale und die kommunale Neunutzung kaum tangieren. «Es findet ja alles am See unten statt», sagt Mettler. «Dort entsteht ein neuer Dorfteil mit Schule, Gewerbe, Wohnen, Sport und Erholung. Auf den Charakter des Dorfs wird das keinen Einfluss haben.»