Das BFE präsentierte am Dienstag den zweiten Teil einer Wirkungsstudie. Untersucht wurden die Auswirkungen der Oberflächenanlagen auf die Umwelt und die Gesellschaft der sechs potenziellen Standortregionen. Im Bereich Umwelt sorgen die Anlagen gemäss der Studie insbesondere für einen hohen Flächenverbrauch. Die gesellschaftlichen Auswirkungen wiederum hängen von der Siedlungsdichte ab.
So befinde sich der Standort Südranden in der Nähe der Stadt Schaffhausen in einem sehr dicht genutzten Siedlungsentwicklungsraum: Eine Oberflächenanlage stimme bei diesem Standort «in wesentlichen Bereichen nicht mit den bestehenden Raumentwicklungs-konzepten überein», erklärt Projektleiter Roman Frick gegenüber dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Die Anlage am Standort Zürich Nordost im Zürcher Weinland hätte ebenfalls einen «bedeutenden Zersiedelungseffekt» zur Folge.
Geologische Aspekte gehen vor
Den ersten Teil des Wirkungsberichts, jenen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen, hatte das BFE schon im Jahr 2012 veröffentlicht. Das Ergebnis: Von den Tiefenlagern profitiert vor allem die Bauwirtschaft. Landwirtschaft und Tourismus müssen dagegen mit Einbussen rechnen. Die Vertreter des BFE sowie die Autoren hüteten sich am Dienstag davor, auf der Grundlage der Studienergebnisse eine Empfehlung für die Standortwahl abzugeben. Der Projektleiter der Studie, Roman Frick, gab einzig zur Standortregion Nördlich Lägern, bei der noch zwei Areale für eine Oberflächenanlage in Frage kommen, eine Einschätzung ab: «Der Standort Weiach birgt mehr Konfliktpotenzial als der Standort Stadel Haberstal.»
Nagra am Zug
Gesucht werden im nächsten Schritt mindestens zwei Standorte für ein Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle sowie zwei Standorte für ein Lager für hochradioaktive Abfälle. In Frage kommen derzeit noch sechs Standorte - Jura Ost, Jura-Südfuss, Nördlich Lägern, Südranden, Wellenberg und Zürich Nordost. Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) will ihre Vorschläge Anfang 2015 einreichen.
«Wir lassen uns nicht kaufen»
Aus allen drei Regionen im Raum Zürich Schaffhausen, die für ein Endlager in Frage kommen, fallen die Reaktionen auf die Studie kritisch aus. Am deutlichsten äussert sich Harald Jenny von der Regionalkonferenz Nordost: «In der Studie steht zum Beispiel kein Wort über die Boden- und Immobilienpreise, dafür fallen die Entschädigungen umso höher aus. Wir lassen uns nicht kaufen.»