Am 7. August 1914 nahm die städtische «Rechtsauskunftsstelle für Unbemittelte» ihre Tätigkeit in einem «Bureau im Stadthause» auf. So steht es in der Zusammenfassung jener Stadtratssitzung, bei der das bis anhin provisorische Angebot nach dreieinhalb erfolgreichen Jahren in einen definitiven Betrieb umgewandelt wurde.
Geführt wurde die Beratungsstelle «in sehr verdankenswerter Weise», so der Bericht, vom damaligen Verein Zürcherischer Rechtsanwälte. Die Anwälte hatten sich bereit erklärt, kostenlos Auskunft zu geben – angesichts der «zufolge des Kriegsausbruches und der Heeresmobilisation im Publikum in Rechtssachen vielfach eingetretenen Unsicherheit, ja Ratlosigkeit».
Über 1000 Leute abgewiesen
Diese Ratslosigkeit scheint bis heute zu herrschen. Denn nach wie vor wird der kostenlose Rechtsdienst rege genutzt. Über 2000 Leute haben sich im letzten Jahr Rat geholt. «Das geht von Scheidungen über Erbrecht, Mietprobleme bis hin zum Sorgerecht», sagt Dominik Vock, Präsident des Zürcher Anwaltsverbandes. Die Klientel kommt aus allen Bevölkerungsschichten. Eine Viertelstunde nehmen sich die Anwälte jeweils Zeit.
Über 1000 Personen musste die Rechtsstelle letztes Jahr ablehnen, obwohl sie das Angebot bereits ausgebaut hat. Falls sich diese Zahl in Zukunft bestätigt, würden die Anwälte erneut aufstocken.