Polizisten in Kampfmontur, unzählige Journalisten, zahlreiche Schaulustige: Sie war spektakulär, die Schliessung der grössten Drogenszene Europas am 14. Februar 1995. Punkt acht Uhr wurde der letzte Zugang zum Lettenareal abgeschlossen.
Im Hintergrund dabei war der damalige Stadtpräsident Josef Estermann. Seine Aufgabe sei damals vor allem die Koordination und die Öffentlichkeitsarbeit gewesen, erinnert er sich beim Gespräch beim Letten 20 Jahre nach der Schliessung.
Ein langer «Fight»
Bis die Stadt Zürich die Räumung veranlassen konnte, war es ein langer Kampf. Kanton und Bund wollten lange die Stadt Zürich nicht unterstützen, erinnert sich Estermann. «Wir mussten das Verständnis für die Stadt Zürich stärken, dass sie das Problem nicht alleine lösen kann». Viele andere Kantone seien damals der Meinung gewesen, es sei ein Stadtzürcher Problem und ginge sie nichts an.
Der Blick zurück
Erst nach vielen Gesprächen und nachdem die Drogenszene immer wüster wurde, konnten Bund und Kantone mit an Bord geholt werden, so Estermann. So konnte 1995 die Räumung des Lettens angeordnet werden.
Stadtrat hielt zusammen
Rückblickend sieht der ehamlige Stadtpräsident in diesem mühsamen Kampf auch Vorteile. «Es hat den Stadtrat zusammen geschweisst», so Estermann. Am Ende vertraten alle Zürcher Stadträte das gleiche Drogenkonzept. Ein Konzept mit drei Säulen: Repression, Prävention und Schadensminderung, welches sich bis heute bewährt hat.
Vor 24 Jahren: Schliessung des Letten
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Bild 1 von 13. Ende 70er-Jahre entstehen erste offene Drogenszenen in Zürich (Niederdorf, Platzspitz, Letten) und in Bern (Kleine Schanze, Kocherpark). Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 13. Nach der Sperrung des Platzspitzes im Februar 1992 verlagert sich die Szene flussabwärts zum Letten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 13. Seit Anfang der 1990er-Jahre verfolgt der Bundesrat die sogenannte Vier-Säulen-Strategie von Prävention, Therapie, Schadensverminderung und Repression – ein Mittelweg zwischen Repression und Freigabe. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 13. Der Drogenumschlagplatz steht damals unter ständiger Beobachtung. Über Zürich und seine offene Drogenszene berichten die Medien weltweit. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 13. Im Milieu tobt unter den Drogendealern ein massiver Konkurrenz-Kampf. Der Grammpreis für Heroin bricht in dieser Zeit von 400 auf 100 Franken ein. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 13. Zwischen 1992 und 1994 beginnen erste Projekte mit einer ärztlich kontrollierten Drogenabgabe. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 13. Eine Szene vom Juni 1993: Sonnenbaden mit Ausblick. Während man auf der einen Seite der Flusses die Sonne geniesst, herrschte auf der anderen Seite reges Treiben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 13. Tod durch die Nadel – oder beinahe. Nicht selten müssen Sanitäter in Not helfen... Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 13. und auch Nonnen stehen den Drogenabhängigen zur Seite. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 13. Am 14. Februar 1995 schliesst die Stadt das Gebiet am oberen Letten. Die Abhängigen weichen auf die verschiedenen neu geschaffenen Anlaufstellen und in das Langstrassenquartier aus. Die Bilder einer offenen Drogenszene gehören fortan der Vergangenheit an. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 13. Bis 1996 werden bei über 1000 Abhängigen Versuche mit der ärztlich kontrollierten Abgabe von Heroin, Morphin und Methadon durchgeführt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 13. Heute ist die Letten-Gegend ein Entspannungsort, vor allem im Sommer. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 13. Und so sieht ein Fixerstübli aus: Es ermöglicht den Drogensüchtigen ihren Stoff sauber und stressfrei zu konsumieren. Bildquelle: Keystone.