Die Johanneskirche im Thuner Dürrenast-Quartier ist ein grosser, markanter Beton-Bau aus den 1960er-Jahren. Nun muss die Kirche saniert werden – und das ist für die Gesamtkirchgemeinde Thun ein finanzielles Problem.
Sie kämpft mit schwindenden Kirchensteuern und Austritten und so zog der Grosse Kirchenrat, das Kirchenparlament der fünf Thuner Kirchgemeinden, im August 2016 die Konsequenzen.
Wenn wir fünf Millionen Franken für die Johanneskirche ausgeben, haben wir kein Geld mehr für die anderen.
Das Kirchenparlament beschloss, die Johanneskirche zu entwidmen, ihr den Status einer Kirche zu entziehen. Dazu soll die Liegenschaft vom Verwaltungs- ins Finanzvermögen der Gesamtkirchgemeinde überführt werden. Dies der Plan, weil laut Willy Bühler, Präsident des Kleinen Kirchenrates Thun, das Geld nicht für alle Kirchen reicht. Damit wäre der Weg frei, die Kirche umzunutzen und weitere Eigentümer oder Geldgeber ins Boot zu holen.
Wir wollen die Kirche ja nicht abreissen, sondern umnutzen.
Gegen diesen Entscheid regte sich allerdings vehementer Widerstand. Ein Initiativkomitee will den Entscheid des Kirchenparlaments rückgängig machen und liefert sich mit den Kirchenbehörden seit anderthalb Jahren einen harten Abstimmungskampf. Die Abstimmung am Sonntag, 29. April 2018, ist die erste Urnenabstimmung in der Geschichte der Gesamtkirchgemeinde Thun.
Man kann eine Finanzlage auch bewusst schlecht reden. Das ist Angstmacherei.
Das Komitee will, dass die kirchlichen Nutzungen und alle anderen Aktivitäten in diesem Quartierzentrum Johanneskirche erhalten bleiben und dass das Haus im Besitz der Kirchgemeinde bleibt. Das Komitee hält auch die Sanierungskosten von fünf Millionen für völlig überrissen. Laut Oliver Jaggi, Co-Präsident des Initiativkomitees Pro Johanneskirche, ist eine Renovation auch für einen Bruchteil dieser Summe möglich. Zudem misstrauen die Initianten den wirklichen Absichten der Kirchenbehörden.
Wir wollen keine Luxus-Renovation, sondern die Kirche und ihre Räume besser vermarkten.
An der Urnenabstimmung können alle Mitglieder der reformierten Gesamtkirchgemeinde Thun teilnehmen, die älter als 18 Jahre sind. Das sind etwa 20'700 Personen.