Wer in Ruedi Wengers Veloladen beim Postritter in Basel tritt, den empfängt der Chef mit breitem Elsässerdialekt. Alle glauben daher, Wenger sei auch von dort. «Völlig falsch», lacht der 70-jährige. «Ich bin Schweizer, meine Eltern wanderten nach dem Krieg aber ins Elsass aus, wo ich auch gross wurde.» Den Dialekt hat er beibehalten, das habe er auch so gewollt. «Weil es ein schöner Dialekt ist».
Bekannt als Kunstvelofahrer
20 Jahre lang reparierte der gelernte Velo- und Motorradmechaniker den Fahrzeugpark der Post beim Bahnhof. 1999 leaste die Post all ihre genutzten Fahrzeuge, die Mechaniker wurden überflüssig und standen auf der Strasse.
«Auch ich habe einen Tritt in den Hintern bekommen», erinnert sich Ruedi Wenger. Aber er hatte Glück: Beim Postritter konnte er einen Raum mieten und mit über 50 Jahren noch einen Veloladen eröffnen.
Bekannt wurde er in der Region aber schon vorher: als Kunstradfahrer. Zudem schaffte er es viermal ins Guinness-Buch der Rekorde. Beim vierten Mal legte er mit seinen bereits grossen Kindern 16 Meter auf einem nur 44,5 Zentimeter kleinen Velo zurück. Diesen Rekord hält Wenger heute noch.
Nächstes Jahr ist Schluss
Weil er bereits 70 ist und sein Mietvertrag nächstes Jahr ausläuft, schliesst er auch seinen legendären Veloladen.
Ganz verabschiedet sich der Mann mit dem gezwirbelten Schnauz aber nicht aus der Öffentlichkeit. Beim Jugendzirkus Basilisk wird er weiterhin junge Artisten auf dem Kunstrad ausbilden.