Mit diesem alten Gerät haben die Studierenden eine atmosphärisch dichte Performance entwickelt, ergänzt mit Sprachfetzen aus historischen SRF-Sendungen. «Es war herausfordernd nur diese wenigen Töne als Ausgangspunkt zu nehmen» sagt die Audiodesign-Studentin Lara Wolff. «Ich bin es gewohnt unendlich viele digitale Möglichkeiten zu haben». Aber in der Reduziertheit des analogen Geräts lag eben gerade der Reiz.
Das Projekt «wachgespielt» hat die Hochschule für Musik Basel FHNW gemeinsam mit SRF Kultur auf die Beine gestellt. Talentförderung im Bereich Musik trifft hier auf das Versprechen von SRF, die eigenen Archivschätzen zu pflegen, zum Beispiel jene im Bereich der Neuen Musik. Durch die Vergabe von hunderten Kompositionsaufträgen hat SRF Schweizer Musikgeschichte mitgeschrieben. Einige dieser Partituren schlummern im Archivkeller des Basler SRF-Studios.
Im Rahmen von «wachgespielt» wurden die Stücke nicht nur wiederaufgeführt und von SRF aufgezeichnet. Auf deren Grundlage haben Kompositionsstudierende auch Neues geschaffen. Inbar Sharet zum Beispiel hat sich einem Kompositionsauftrag von 1976 an Thomas Kessler angenommen. Er ist fasziniert von diesem Stück namens «Unisono». Drei Klarinetten versuchen zu einer Gemeinschaft zu finden, aber man hört vor allem die Unterschiede, sagt der 29-Jährige. «Ich sehe darin eine Metapher für unsere hochindividualisierte Gesellschaft». Sharets Rekomposition für drei Saxophone greift genau diesen Aspekt auf und beweist, wie gut sich manche Ideen von damals ins Heute transferieren lassen.
Die Stücke aus dem SRF-Archiv, die am 2. März an der Hochschule für Musik Basel FHNW aufgeführt wurden:
Robert Suter: La Scesa für drei Klarinetten und Gitarre (Kompositionsauftrag von Studio Basel 1976)
Thomas Kessler: Unisono für drei Klarinetten in B (Auftrag von 1976)
Hans Ullrich Lehmann: Faces für Cembalo, Flöte, Oboe, Klarinette, Violine und Violoncello (Auftrag von 1972)
Jacques Wildberger: Double Refrain für Flöte, Englischhorn, Gitarre und Tonband (Auftrag von 1972)
Neukompositionen mit Bezug auf das SRF-Archiv:
Camilo Bornstein: I I I I I, basierend auf Klaus Hubers Orchesterstück «James Joyce Chamber Music» für Harfe, Flöte, Klarinette, Saxophon, Komtrabass und Schlagzeug (2025, UA)
Inbar Sharet: 78/9, Reframing von Thomas Kesslers «Unisono», für drei Tenorsaxophone und Tonband (2025, UA)