Als Nachteule, als Mann mit sexy Stimme oder als Frauenversteher – in den letzten Jahren als Moderator hat Ralph Wicki einige Übernamen gesammelt. Seit nun zehn Jahren moderiert er von Dienstag bis Donnerstag den «Nachtclub» auf SRF 1.
Wenn andere in den Feierabend gehen, fängt die Arbeit des Luzerners erst so richtig an. Als ehemaliger DJ ist Wicki es gewohnt, in der Nacht aktiv zu sein. So begleitet er die Hörerinnen und Hörer ab 21 Uhr durch die Nachtstunden – als «hellwachen, engagierten und mildkantigen Nachtbegleiter mit Feinsinn», wie er selbst sagt.
Wenn es dunkel ist, sind die Leute mutiger
Dieser Nachtbegleiter bezieht sein Publikum stark mit ein und diskutiert drängende Fragen und teils intime Themen mit ihm. Besonders in Erinnerung geblieben ist Wicki ein älterer Hörer namens Nöldi. Der Hörer rief während einer Sendung zum Thema Sex an und erzählte von seinen Erektionsproblemen. Er wollte wissen, ob bestimmte Tabletten etwas für ihn wären. «Das hat mich sehr gerührt», erzählte Wicki im «Blick».
Intime Gespräche – und hundertausende Menschen hören mit
Die Menschen öffnen im «Nachtclub» ihr Herz, geben ihr Innerstes preis. Für Wicki «das grösste Geschenk»: «Wenn es dunkel ist, sind die Leute mutiger», hat Wicki in der Sendung «Aeschbacher» mal gesagt. «Wenn die Informationen und der Stress des Tages vorüber sind und die Nacht kommt, legt sich eine Art Zaubernebel über viele Leute.»
Rund 250'000 Menschen hören seine Sendung – von Polo Hofer bis zur Hörerin Susi aus Kriens, die ihm jeden Abend während der Sendung einen Comic zeichnet.
Zwischendurch hat der Moderator auch einen Gast live bei sich in der Sendung. Im allerersten «Nachtclub» vor zehn Jahren war es Fussballtrainer Hanspeter Latour, drei Jahre später der Sänger («Stiller Has») Endo Anaconda. Vor dem kräftigen Musiker habe er grossen Respekt gehabt. Die Sendung ist gelungen und danach «hat Endo Anaconda mich in einer Umarmung fast erdrückt», erinnert sich Wicki.
Der «Nachtclub» – oder auch Wickis Fanclub
In seinen Sendungen geht es um Eifersucht, ums Alleinsein oder um den Tod. Hörerin Edith aus Schwende teilte im «Nachtclub» ihre Trauer, um den verstorbenen Ehemann. Von ihrer Eifersucht in der Ehe erzählte Frau Meier.
Um Mitternacht geht die Sendung und damit das Seelenstriptease auch für den Nachtmenschen Wicki zu Ende. Bevor es für ihn aber in den Feierabend geht, widmet er sich noch ein letztes Mal seinem Club. Mit jeder Sendung erreicht den Moderatoren eine Fülle von Nachrichten. Erst wenn alle beantwortet sind, ist die Arbeit für ihn getan. Und er kann die berührenden Geschichten aus dem «Nachtclub» mit nach Hause nehmen.