Zum Inhalt springen

90. Geburtstag Elvis Presley «Elvis who?» Wenn der King auf Generation Z trifft

Heute wäre Elvis Presley 90 Jahre alt geworden. Eine Befragung zeigt, dass Teenager kaum noch etwas mit ihm anfangen können – aus ihrer Sicht verständlich.

An einem Samstag im Jahr 2025 in der Innenstadt von Zürich: Nein, der Name Elvis Presley sage ihr nichts, sagt eine junge Frau. Die Mutter daneben blickt entsetzt. Elvis sei ein Musiker gewesen, so ein 15-Jähriger. Er wisse aber nicht, ob er noch lebe. «War der nicht bei den Beatles?»

Hätte man vor 50 Jahren junge Menschen auf der Strasse befragt, hätten bestimmt praktisch alle Elvis Presley und seine Songs gekannt. Doch die Zeiten ändern sich.

Cashcow Elvis

«Um ehrlich zu sein, kenne ich niemanden unter 30, der sich für Elvis interessiert oder viel für ihn übrig hat.» Das sagte 2022 die damalige Chefredaktorin Puja Patel des amerikanischen Musikmagazins «Pitchfork». Elvis’ Erbe werde vor allem durch posthum veröffentlichte Alben am Leben erhalten, so Patel.

Kollektion von Elvis-Presley-Merchandise-Artikeln.
Legende: Elvis in allen käuflichen Formen und Farben. EPA/NEIL HALL

Mit dem King lässt sich nach wie vor viel Geld verdienen. Seit seinem Tod 1977 sind rund 100 Elvis-Compilations herausgekommen. Diese Alben schaffen es regelmässig in die amerikanischen Charts. Allerdings dürfte sich die Hörerinnen- und Käuferschaft im Ü50-Bereich bewegen.

Elvis auf Gen Z getrimmt

Auch die Filmbranche lässt Elvis immer wieder auferstehen. Jüngste Beispiele: Aktuell läuft auf Netflix die Dokumentation «Die Rückkehr des Kings». 2022 kam der Film « Elvis » heraus, der das Phänomen Elvis für die Generation Z aufbereitet hat: mit rasanten Schnitten und einem Soundtrack mit angesagten Musikschaffenden wie Doja Cat, Eminem und Måneskin.

Plattensammlung der Eltern

Doch obwohl Musik- und Filmbranche das Thema Elvis ständig wiederverwerten, kennen viele junge Menschen auf den Strassen Zürichs seine Musik höchstens noch aus der Plattensammlung der Eltern. «Ihnen war es wichtig, dass wir diese Musik zu Hause hörten», sagt eine junge Frau. Einen Songtitel nennen kann nur gerade eine Person: «Wir haben ‹Heartbreak Hotel› in der Schule gesungen.»

Elvis Presley war ein enorm talentierter Musiker und sein Schaffen wegweisend für die Popkultur, das steht ausser Frage. Doch seine Musik entspricht nicht mehr aktuellen musikalischen Trends. «Das ist Musik für Ältere», sagt denn auch eine Teenagerin.

Er war ein schlechter Ehemann.
Autor: Junge Frau bei einer Strassenumfrage

Elvis war für ältere Semester der unangefochtene King of Rock’n’Roll und diente als rebellische Identifikationsfigur.

Problemfall Elvis

Grenzüberschreitungen, etwa, dass seine spätere Frau Priscilla erst 14-jährig war, als sie den zehn Jahre älteren Elvis kennenlernte, wurden oft ausgeblendet. Doch heute ist das Bewusstsein ein anderes.

«Er war ein schlechter Ehemann», sagt eine junge Frau bei der Strassenumfrage. Das wisse sie aus dem Film « Priscilla » (2023) über das Leben von Priscilla Presley.

Musik angeeignet

Auch der gesellschaftliche Diskurs über kulturelle Aneignung hat sich verändert. Die jüngste Generation wächst mit dem Wissen auf, dass Elvis nicht der Erfinder des Rock’n’Roll war, sondern dass er sich von Schwarzen Musikschaffenden hat inspirieren lassen.

Aus der Zeit gefallen

Aktuelle gesellschaftliche Diskurse rücken den King in ein weniger vorteilhaftes Licht. Ausserdem ist es heute schwerer zu verstehen, warum Elvis in den 1950er-Jahren als rebellisch galt, weil sich Kultur und Gesellschaft seitdem stark verändert haben.

Elvis Presley hat für heutige junge Menschen nicht mehr die gleiche Strahlkraft wie noch für deren Eltern und Grosseltern. Oder wie’s ein junger Mann auf den Strassen Zürichs ausdrückt: «Elvis who?»

SRF 1, 9.1.2025, 7:10 Uhr

Meistgelesene Artikel