Eine Basler Fasnacht ohne Schnitzelbänke? Undenkbar. Nur, wie entsteht eigentlich so ein Vers? Der Schnitzelbänkler «Giftsspritzi» erklärt, worauf es bei den Themen und Pointen ankommt.
SRF 1: Herr «Giftspritzi», Sie möchten unsere Fragen nur als Kunstfigur beantworten und anonym bleiben. Warum eigentlich?
«Giftspritzi»: Das wohl höchste Gesetz des Schnitzelbanks lautet: «Gäll, du kennsch mi nit?» Man zieht während einem Auftritt niemals die Larve ab. Das macht den ganzen Mythos der Basler Fasnacht und der Schnitzelbänke erst aus. Weiter ist es verpönt, plumpe Verse zu machen über Krieg oder Menschen, die eine Krankheit haben – Zürcher natürlich ausgenommen. Jeder Schnitzelbänkler ist aber selbst verantwortlich dafür, was er dem Publikum zumuten möchte und was nicht.
Wie geht man beim Schreiben der Verse vor?
Ganz am Anfang braucht man ein Thema. Das kann zum Beispiel der FC Basel sein. Oder der «Böög», der am Sechseläuten in Zürich erst spät explodiert. Auch US-Präsident Joe Biden ist ein gutes Sujet, da er hin und wieder in ein Fettnäpfchen tritt. Wichtig ist einfach, dass das Thema in den Medien war und die Leute wissen, wovon man spricht. Dann überlege ich mir eine Pointe.
Worauf kommt es bei der Pointe an?
Wichtig ist natürlich, dass die Pointe witzig ist und sich reimt. Und dass das Publikum erst in der letzten Zeile damit überrascht wird. Die Pointe kann auch eine Verknüpfung zwischen zwei Themen sein. Ich baue den Vers also von hinten auf und singe ihn an der Fasnacht von vorne. Eine komplizierte Sache ist das!
Gibt es eigentlich Schnitzelbank-Kurse oder wie erlernt man dieses Handwerk?
Grundsätzlich ist das Ganze schon «learning-by-doing», es gibt ja haufenweise Aufnahmen von Schnitzelbänken. Ich persönlich habe unzählige Verse studiert und analysiert. Wie sind diese Texte aufgebaut, wie kommen die Verse zur Pointe? In meiner Gesellschaft, der Basler Schnitzelbank Gesellschaft, unterstützen wir aber auch Leute, die interessiert sind am Schnitzelbankhandwerk. Wir zeigen ihnen, wie es funktioniert und begleiten sie durch die ganze Fasnacht.
Welche Rolle spielen die Plakate?
Die Plakate heissen Helgen. Sie haben eine unterstützende Wirkung und zeigen dem Publikum, worum es geht. Wichtig ist, dass der Helgen die Pointe nicht verrät, sonst lachen die Leute am Schluss nicht mehr.
Was macht denn nun ein gelungener Auftritt aus?
Ein gutes Konzept, lustige Verse und schöne Helgen sind entscheidend. Hinzu kommt ein hoffentlich überzeugender Auftritt.
Es kann sein, dass in einer Beiz die Post abgeht und das Publikum an einem anderen Ort nur mässig begeistert ist.
Aber was ankommt und was nicht, entscheidet letztlich das Publikum. Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Es kann sein, dass in der ersten Beiz die Post abgeht, das Publikum an einem anderen Auftrittsort nur mässig begeistert ist. Vielleicht, weil sie gerade am Essen, müde oder vielleicht auch schon etwas angetrunken sind.
Zu guter Letzt: Wie muss man als Schnitzelbänkler ticken?
Als Schnitzelbänkler muss man eine Rampensau sein und den Leuten eine grosse Freude machen wollen.
Das Gespräch führte Luk von Bergen.