Mehr als zwei Monate sind seit dem Erdbeben im Südosten der Türkei und im Norden von Syrien vergangen, bei dem rund 52'000 Menschen ums Leben kamen. Betroffen sind schätzungsweise 23 Millionen Menschen. Die Aufräumarbeiten laufen nach wie vor auf Hochtouren.
Die aktuelle Situation in der Türkei
Kürzlich vor Ort in der Türkei war Vera Haag, Leiterin der Humanitären Hilfe von «Solidar Suisse» und erzählt von der prekären Situation: «Ganze Stadtteile wurden komplett zerstört und die Lebensgrundlage ist verloren gegangen. Das Leben ist zum Stillstand gekommen.»
Das Leben ist zum Stillstand gekommen.
Sie helfen vor Ort mit Essen, Hygieneartikel, Kleidung und Unterkünften. «Die meisten leben in Zelten, temporären Containern oder anderen provisorischen Unterkünften», erzählt Haag.
Zusätzlich zum Krieg kam das Erdbeben
In Syrien sieht es ähnlich aus, doch es seien weniger Gebäude durch das Erdbeben eingestürzt, weil: «Durch den Krieg wurde hier vieles schon vorher zerstört», erzählt Marika Pietsch. Sie ist aktuell vor Ort in Aleppo, wo sie für die Notfallversorgung «Medair» seit dem Erdbeben den betroffenen Menschen hilft.
In Aleppo hat jede Nachbarschaft etwa eine Stunde Elektrizität am Tag.
Die Hilfe vor Ort hat sich gemäss Pietsch in den letzten zwei Monaten verändert. Statt die betroffenen Personen mit Decken wie am Anfang auszurüsten, würden sie ihnen Geld geben: «So können sie selber entscheiden, wofür sie das verwenden.» Momentan benötigen sie vor allem Essen und Medikamente. Wegen des Krieges war das vorher schon ein grosses Problem in Syrien, doch das Erdbeben hat beispielsweise viele Fabriken zerstört, die Medikamente herstellen. Deshalb fehlt es den Menschen dort an allem. «Das Erdbeben kam auf die Krisen, die Syrien vorher schon hatte, noch obendrauf», sagt Pietsch.
Kaum Besserung in Sicht
«In Aleppo hat jede Nachbarschaft etwa eine Stunde Elektrizität am Tag», erzählt Pietsch. Viele hätten Verwandte, die das Land bereits verlassen haben, doch die meisten der Betroffenen würden eben doch bleiben. «Medair», für die Pietsch arbeitet, würde darum vermehrt Unterkünfte ausserhalb der Stadtgebiete bereitstellen. «So können sie aus den Sammelunterkünften ausziehen.» In einem nächsten Schritt würden dann die Gebäude wieder aufgebaut werden.