Zusammengestürzte Häuser, Schuttberge, Menschen, die mit blossen Händen nach Verschütteten graben – die südtürkische Hafenstadt Iskenderun wurde vor zwei Wochen besonders schwer von den Erdbeben getroffen.
Bei der Suche nach Vermissten waren auch 14 Rettungshunde aus der Schweiz beteiligt.
Die Menschen befinden sich in Hohlräumen, zwischen den Trümmern. «Eine feine Hundenase ist bei der Suche nach ihnen das effizienteste Mittel», sagt Anna Geissbühler. Die Tierärztin ist Mitglied beim Verein Redog und reiste als Betreuerin der Hunde mit ins Erdbebengebiet.
Der Verein bildet Rettungshunde und ihre Begleitpersonen mehrere Jahre aus, bevor diese in ein Katastrophengebiet reisen.
Hunde bei Einsatz verletzt
Die Rettungshunde wittern den Duft der Menschen unter den zusammengestürzten Gebäuden und zeigen mit Bellen und Kratzen an, wo der Duft herkommt. Die Rettungskräfte können so den Bereich für die Grabungen eingrenzen.
Eine feine Hundenase ist bei der Suche nach Verschütteten das effizienteste Mittel.
Die Hunde leisten während des Einsatzes Schwerstarbeit: Sie rennen über Schutthaufen, sind Lärm und Staub ausgesetzt.
Im Wirrwarr vieler Dutzend Helferinnen und Helfer müssen sie in einem fremden Gebiet feinste Gerüche nach Menschen erschnüffeln. «In den eingestürzten Häusern riecht es nach vielen Dingen – von Esswaren bis Bettzeug. Daraus müssen die Hunde den Geruch von Menschen herauslesen», sagt Tierärztin Anna Geissbühler.
Die Einsätze der Hunde sind nicht ungefährlich, sie können sich beispielsweise an den Pfoten verletzen. Anna Geissbühler versorgt sie dann.
Unsicherer Mensch löst Stress im Hund aus
Die jeweiligen Sucheinsätze dauern für die Hunde zwar je nur eine Viertelstunde, danach ruhen sie sich aus. Dennoch sind die Tiere nach einem Tag völlig erschöpft, so Geissbühler: «Sie waren todmüde, wenn wir ins Camp zurückkamen, die Hunde haben sich sofort hingelegt und geschlafen.» Nach vier Stunden waren sie wieder einsatzfähig.
Pausen und Erholung sind für den Erfolg bei der Suche wichtig: Je müder und gestresster der Hund, desto weniger klar zeigt er an. Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr nehmen die Hunde auch Verwesungsgeruch wahr. Dies verwirrt sie.
Die Person, die den Hund führt, muss dann aufmerksamer sein als gewöhnlich. Besonders Hunde, die das erste Mal im Einsatz sind, zeigen bei Verwesungsgeruch nicht mehr klar an, wenn sie eine lebenden Person gerochen haben. «Der Hund bellt dann vielleicht nicht, sondern schnüffelt immer wieder in der gleichen Ecke, wedelt oder versteift sich», sagt Geissbühler.
Die Hunde haben sich sofort hingelegt und geschlafen.
Für die Hunde sind die Einsätze auch deshalb ermüdend, weil sie wahrnehmen, wie sich ihr Hundeführer oder ihre Hundeführerin fühlt. Ist die Person gestresst oder unsicher, übertrage sich dies auf das Tier, so Geissbühler.
Nach sieben Tagen Einsatz im Erdbebengebiet flogen die 14 Hunde und ihre Betreuungspersonen wieder zurück in die Schweiz. Die Schweizer Rettungshunde halfen mit, die Leben von fast 50 Menschen zu retten, die unter den Trümmern der Häuser in Iskenderun lagen.