Knapp ein Drittel der gesamten Fläche der Schweiz ist mit Wald bedeckt. Er ist Lebensraum von mehr als 25'000 Arten. Zwischen diesen Arten gibt es unzählige Beziehungen, die im Laufe der Zeit durch Anpassungen der Arten entstanden sind. Für den Wald ist die gegenseitige Förderung der Arten unerlässlich.
Es lassen sich zwei Arten von Beziehungen unterscheiden:
- Eine positive Beziehung ist eine Beziehung zwischen zwei Arten, von der entweder beide profitieren oder zumindest eine gefördert wird und die andere unbeeinflusst bleibt.
- Bei einer Symbiose fördern die beteiligten Arten einander gegenseitig. Die Beziehung ist eng, langfristig und für mindestens eine der Arten unerlässlich.
Häufige Symbiosen im Schweizer Wald
-
Bild 1 von 5. Profit für beide Akteure. Die Blütenbestäubung durch Insekten oder andere Tiere ist eine typische Symbiose. Die Biene beispielsweise ernährt sich vom Nektar und transportiert als Gegenleistung die Pollen der Blüte. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 2 von 5. Spechthöhlen als neues Heim. Wenn Spechte sterben, hinterlassen sie ihre Höhlen. Diese werden von anderen Tieren (Siebenschläfer, Fledermaus, Vögel) besiedelt und dienen als Nistplatz oder Rückzugsort. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 3 von 5. Pilz und Pflanze. Als Mykorrhiza wird die Symbiose zwischen Pilz und Pflanze bezeichnet. Der Pilz versorgt den Baum mit lebensnotwendigen Nährstoffen und erhält als Gegenleistung Kohlenhydrate vom Baum aus der Photosynthese. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 4 von 5. Samenausbreitung durch Tiere. Vögel fressen die Früchte der Pflanzen und scheiden die darin enthaltenen Samen an einem anderen Ort mit dem Kot aus. Sie sorgen damit für die Verbreitung der Pflanze. Auch Eichhörnchen oder Eichelhäher sind Samenverbreiter. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 5 von 5. Laub wird zersetzt. Der Abbau des Laubes und der toten Äste geschieht durch Kleintiere, Pilze und Bakterien. Das Laub dient ihnen als Nahrungsquelle. Wären diese Lebewesen nicht vorhanden, würde sich das Laub meterhoch aufschichten. Bildquelle: Keystone.
Bedeutung der Symbiosen für den Menschen
Gemäss Biologe Andreas Gigon funktioniert ein Wald langfristig nur, wenn in ihm viele positive Beziehungen vorhanden sind. Unter anderem deshalb, weil rund 90 Prozent der Pflanzenarten in einem typischen Schweizer Laubwaldbestand Wurzelpilze zum Wachsen benötigen.
Ähnliches zeigt sich auch bei der Bestäubung: Betrachtet man einen konkreten Waldbestand in der Schweiz, stellt man fest, dass 50 bis 70 Prozent der Pflanzen auf die Bestäubung mittels Insekten angewiesen sind. Global betrachtet sind etwa 80 Prozent aller Pflanzen auf tierische Bestäubungshilfe angewiesen. Dazu zählen auch alle Kultur- und Nutzpflanzen, die für unsere Ernährung zentral sind.
Unsere Nahrungsmittelproduktion, die Holzwirtschaft und die Heilkräutergewinnung hängen damit indirekt von Symbiosen und positiven Beziehungen ab.
Das Leben eines Waldes ist abhängig von Symbiosen.
Um die Beziehungen zu erhalten, ist es wichtig, die Artenvielfalt zu gewährleisten und eine naturnahe Bewirtschaftung anzustreben. Vereinfacht gilt: Je mehr Arten, desto stabiler das Ökosystem.