1. Bäume sterben, nicht der Wald
Gut sieht anders aus: Vielerorts haben die Bäume aufgrund der heissen Sommer der letzten Jahre gelitten, vor allem Buchen und Fichten. Dennoch spricht Prof. Dr. Andreas Rigling von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL nicht von einem Waldsterben:
Der Wald wird uns überleben, keine Frage, aber er wird sich stark verändern. Wir sprechen von einem Baumsterben.
2. Es gibt keinen Superbaum
Es sei eine Illusion, den Superbaum zu finden, sagt Rigling: «Den Superbaum, der mit allen Problemen umgehen kann, den gibt es nicht.» Es gebe nur ein Konzept, welches das WSL unterstütze und propagiere: das Konzept der Vielfalt.
3. Vielfalt statt Monokultur
Unweit der Forschungsanstalt WSL in Birmensdorf (ZH) besuchen wir einen Wald mit Zukunft. Hier wachsen dicke, alte Eichen, dazwischen eine Kirsche, dünne Buchen, eine Hagebuche. Ahorn, Linden, einige Weisstannen. Dies sei ein Wald mit einer grossen Baumartenvielfalt, sagt Rigling.
Wie sieht es hier künftig aus? Die Eichen bleiben lange stehen, die Fichten sterben vermutlich ab, die Buchen könnten wachsen und die Weisstanne wird stark vertreten sein, schätzt Rigling.
Was macht Eichen und Weisstannen klimafit? Sie können tiefe Wasserreserven im Boden anzapfen, die Eiche sei von den Blättern ihrer ganzen Physiologie her gut an die Trockenheit angepasst.
4. Vielfalt hält in vielerlei Hinsicht fit
Vielfalt bedeutet junge und alte Bäume, bedeutet verschiedene Baumarten nebeneinander. Dies hält auf verschiedene Weise fit: Fallen etwa Schädlinge wie der Borkenkäfer über die Fichte her, schliessen benachbarte Bäume anderer Art die Lücke, welche die Fichte hinterlässt.
Auch haben verschiedene Baumarten verschiedene Wurzelwerke: die einen reichen tief, die anderen weniger tief in den Boden. Stehen verschiedene Baumarten nebeneinandern, trinken sie sich nicht gegenseitig das Wasser weg. Das Bodenwasser werde optimaler genutzt, erklärt Rigling.
«Mission B – für mehr Biodiversität»:
5. Bäume aus wärmeren Gegenden
Die grosse Frage sei, ob es zusätzliche Baumarten von Aussen brauche. Zedern oder Douglasien etwa sind für Holzproduzenten interessant. Eine radikale Umstellung bedroht aber die Biodiversität. Auf nicht heimische Bäume angesprochen meint Rigling: «Wenn, dann nicht grossflächig, sondern in die einheimische Garnitur beigemischt.»