2019 gingen dramatische Bilder um die Welt: Die Notre-Dame stand in Flammen. Vier Stunden tobte das Feuer, der Turm stürzte ein und eine ganze Nation trauerte.
Aus dem Schrecken entstand bald grosser Eifer: Unzählige Menschen spendeten Geld, Freiwillige aus der ganzen Welt halfen bei den fünf Jahre dauernden Restaurationsarbeiten mit – darunter auch Menschen aus der Schweiz.
Dachbalken aus dem Jura
Als Gauthier Corbat vom Brand der Kathedrale gehört hat, sei er schockiert gewesen, erzählt der studierte Kunsthistoriker. Und er wollte helfen – zum Glück hat er ein eigenes Sägewerk.
Eichen für den Turm
Die Bewerbung sei nicht einfach gewesen, erzählt Gauthier Corbat, es habe viel Lobbyarbeit gebraucht. Eine Bedingung: «Der Architekt wollte 100 % mit Holz aus Frankreich arbeiten.» Kein Problem für den Jurassier: Er holt sich Eichen aus dem nur wenige Kilometer entfernten französischen Wald.
Diese Beteiligung war sehr speziell für uns.
Geld hätten er und sein Team für ihre Arbeit keines erhalten, sagt Gauthier Corbat. Dafür sei es eine unbezahlbare Werbung gewesen. Die Schweizer Holzbranche sei auf ihn aufmerksam geworden, und die ganze Region sei stolz: «Diese Beteiligung war sehr speziell für uns, für die Region, und vielleicht auch die Schweiz.»
Unbezahlbar auch die Ehre, 40 Kanten für die Notre-Dame beigesteuert zu haben. Die Balken wurden von einem Priester gesegnet, in zwei Lastwagen nach Paris gefahren und von den Zimmermännern vor Ort eingebaut. Heute steckt die Schweizer Präzisionsarbeit aus dem Jura im «Flêche», im ikonischen Vierungsturm der neu aufgebauten Kathedrale von Paris.
Glasmalerei aus dem Unterwallis
Auch die Walliserin Lucie Frachebourg war schockiert, als sie vom Brand der Notre-Dame gehört hatte. Im Gegensatz zu Gauthier Corbat dachte sie nicht an die Dachstruktur: «Beim Brand habe ich sofort an die Fenster und die Rosetten gedacht.»
Gläserne Kunst aus dem Mittelalter
In ihrem Praktikum bei einer Pariser Glasmalerin durfte sie bei der Restauration der Fenster aus dem 13. Jahrhundert mithelfen.
C'est extrêmement émouvant.
Es sei extrem bewegend gewesen, erzählt Lucie Frachebourg. «Obwohl ich nur einen ganz kleinen Restaurationsbeitrag leisten konnte, fühlte ich mich sehr privilegiert, diese Fenster berühren zu dürfen.»