Und plötzlich war der Mittelpunkt des Alltags gezwungenermassen innerhalb der eigenen vier Wände. Viel Zeit zu Hause bedeutet viel Zeit sich intensiv mit der eigenen Wohnung, dem eigenen Haus auseinanderzusetzen. Noch nie wurden in der Schweiz so fleissig Wohnungen und Eigenheime ausgemistet, aufgeräumt und aufgefrischt wie seit Ausbruch der Corona-Pandemie.
Aufräumen ist ein Prozess, der gelernt sein will
«Vor Corona war eine Flucht, um sich zu erholen, sehr gut möglich», sagt Caroline Bamert. Sie ist professioneller Aufräum-Coachin. Jetzt verbringen die Menschen mehr Zeit zu Hause. Da werde ihnen bewusst, was sie verändern möchten.
Die Nachfrage nach professioneller Hilfe beim Aufräumen und deren Akzeptanz sei gestiegen. Hätten sich die Leute früher noch geschämt, Hilfe zu holen, gehöre die Unterstützung durch einen Aufräum-Coachin heute zu den normalen Dienstleistungen, wie wenn man einen Gärtner oder Maler für die Umsetzung eines Projektes engagiere.
Bamert stellte im vergangenen Jahr fest, dass Interessenten nicht nur Oberflächenkosmetik machen wollten, sondern das Projekt Aufräumen ganzheitlich angehen wollten. Überall spüre man den Ballast zu Hause. Manchmal müsse man den Enthusiasmus von «Neu-Aufräumern» aber auch etwas bremsen. Aufräumen sei ein Prozess. Man müsse es lernen. Einer ihrer wichtigster Tipp sei denn auch: «Fangen Sie beim Einfachsten an.»
So räumen Sie richtig auf - Tipps von Aufräum-Coachin Caroline Bamert
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Bild 1 von 7. Richtig aufräumen - Tipps von Aufräumcoachin Caroline Bamert. Die Warnung zuerst: Aufräumen braucht Zeit! Wenn Sie Aufräumen und Ordnung schaffen möchten, seien Sie sich bewusst, dass dies nicht schnell, schnell nebenbei geht. Geben Sie diesem Projekt eine hohe Priorität und planen Sie fixe Zeiten ein, wann Sie aufräumen möchten. Das kann ein fixer Abend pro Woche sein, oder ein Wochenende pro Monat. Bildquelle: Colourbox.
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Bild 2 von 7. Fangen Sie mit etwas Einfachem an. Zum Beispiel mit der Hausapotheke. Sich zu entscheiden, was bleiben darf und was gehen muss, benötigt einen Aufbau des Schwierigkeitsgrades. Die Versuchung ist gross, direkt mit den Dingen zu beginnen, die schon lange stören, aber das Herz noch daran hängt. Diese Sentimentalitäten sind aber die schwierigste Kategorie. Bildquelle: Colourbox.
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Bild 3 von 7. Entrümpeln Sie nach Kategorien. Entrümpeln Sie jedes Zimmer nach Kategorien und holen Sie auch Gegenstände dieser Kategorie dazu, die sich nicht in diesem Zimmer befinden. So sehen Sie, welche Menge an Dingen der gleichen Kategorie Sie haben. Es fällt Ihnen viel einfacher zu entscheiden, was bleiben darf, wenn Sie sehen, wie viele ähnliche Dinge sie haben. Bildquelle: Colourbox.
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Bild 4 von 7. Alles braucht seinen Platz. Der zur Verfügung stehende Platz und die Anzahl Artikel muss zusammenpassen. Können die Artikel nicht ordnungsgemäss verstaut werden, liegen diese herum. Artikel sollten einfach gefunden und einsatzbereit sein. Nur dann ist es möglich, nachhaltig Ordnung zu halten. Alles was zusammengehört, sollte an einem Ort verstaut werden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 7. Vermeiden Sie Wanderdünen. Ordnen Sie Dinge, welche Sie weggeben oder entsorgen möchten, gleich in angeschriebene Kisten oder Taschen. So entstehen keine neuen Haufen, welche von links nach rechst und umgekehrt verschoben werden, weil sie nicht wissen, wohin mit diesen Dingen. Zum Beispiel: Brockenstube, zum Reparieren, Sondermüll, zum Verkaufen und so weiter. Bildquelle: Colourbox.
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Bild 6 von 7. Aufräumen und Putzen sind zwei verschiedene Tätigkeiten. Wir neigen zu «Verschieberitis». Putzen sollte nicht zur Ersatzhandlung werden, wenn es beim Aufräumen schwierig wird. Ordnung schaffen = Sie befassen sich mit Ihren Sachen. Das Entscheiden, was Sie behalten und wie Sie was aufbewahren wollen, fordert Sie heraus. Putzen = Sie befassen sich mit dem Schmutz. Dieser ist einfach zu beseitigen. Bildquelle: Colourbox.
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Bild 7 von 7. Warum möchten Sie eigentlich aufräumen? Machen Sie es sich bewusst. Schreiben Sie auf, welche Bereiche in Ihrem Leben dadurch verbessert werden sollen und für was Sie nach dem Aufräumen mehr Zeit, Platz und Freude haben. Sie dürfen und müssen sich erlauben, sich mit sich selbst zu befassen und auch mit Ihrer Vergangenheit. Viele Gegenstände haben etwas mit Ihrer Vergangenheit zu tun. Bildquelle: Colourbox.
Nach dem Aufräumen die eigenen vier Wände auffrischen
«Es ist ein regelrechter Boom ausgebrochen», sagt Sabine Bachsteffel-Esposti. Sie ist professionelle Raumgestalterin und Interior Redesignerin. Die Leute mussten sich plötzlich viel intensiver und zwangsläufig mit ihrem zu Hause auseinandersetzen.
Man habe eine Unsicherheit bei den Leuten bemerkt. Corona habe viel aufgerissen und auch in den eigenen vier Wänden Dinge zum Vorschein gebracht, die man lange vor sich hergeschoben hatte und nicht mehr ignorieren konnte. Die Nachfrage nach Homestylings und Interior Redesigns habe sich seit Frühling 2020 enorm gesteigert.
Das klassische Redesign ist sowohl ökonomisch, als auch ökologisch interessant. Statt wegwerfen und alles neu zu kaufen, würden Räume mit bereits Vorhandenem neu definiert. Man gehe quasi «shoppen im eigenen Heim», so Bachsteffel-Esposti. So entdeckt man die eigenen Schätze. Der Raum wird neu strukturiert. Das Ergebnis sei meist verblüffend. Oft brauche es nur noch kleine Ergänzungen.
Peppen Sie ihre vier Wände auf - Tipps und Trends von Raumgestalterin Sabine Bachsteffel-Esposti
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Bild 1 von 7. Gehen Sie zuerst mal «shoppen im eigenen Heim». Viele wissen gar nicht, was für tolle Schätze sie in ihren Schränken, im Keller oder allgemein in den eigenen vier Wänden (oft unbenutzt) rumstehen haben. Statt wegwerfen und alles neu kaufen, werden Räume mit bereits Vorhandenem neu definiert. Gehen Sie mit offenen Augen durch die Räume und lassen Sie sich inspirieren. Bildquelle: Colourbox.
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Bild 2 von 7. Machen Sie «Interior Redesign» mit Ihren Möbeln. Am einfachsten ist es, wenn man den betreffenden Raum zunächst leer räumt und dann neu aufbaut. So kann es gut sein, dass ein Nachttisch plötzlich als Couchtisch im Wohnzimmer ist und ein alter Koffer zum Nachttisch im Schlafzimmer genutzt wird. Wir gehen bewusster mit unserem Hab und Gut um. Bildquelle: Colourbox.
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Bild 3 von 7. Farbige Wände liegen im Trend. Oft erreicht man mit dem Streichen von einer oder zwei Wänden einen grossen Effekt. Von eher dezenten Pastellfarben, bis hin zu dunklen Farben ist alles möglich. Viele Leute wurden während den vergangenen Monaten mutiger und krempelten die Ärmel selber hoch. Entdecken auch Sie Ihr «do it yourself Talent». Bildquelle: Colourbox.
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Bild 4 von 7. Deko? Ja! Aber oft ist weniger mehr. Auch wenn Sie Ihre Wohnung aufräumen wollen, bedeutet dies nicht, dass alles rumliegende schonungslos aussortiert werden muss. Auch wir Raumgestalter lieben Deko, Pflanzen, Bücher und Co. Doch oft ist weniger mehr und Ordnung ist die halbe Miete. Wir brauchen besonders in der jetzigen Zeit Ruhe und Ausgeglichenheit, um abschalten zu können. Bildquelle: Bachsteffel Home GmbH.
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Bild 5 von 7. Das Licht und die Lichtquelle machen den Unterschied. Die richtige Beleuchtung zuhause wurde lange nicht beachtet. Es ist nicht selten, dass eine nackte Glühbirne von der Decke hängt, weil man sich beim Einzug dachte: «Ach da finden wir, wenn es soweit ist, schon noch eine passende Leuchte». Das Verlangen und die Beratung nach Licht waren in den vergangenen Monaten ein klarer Trend. Bildquelle: Bachsteffel Home GmbH.
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Bild 6 von 7. Holen Sie Ihr Zuhause aus dem Winterschlaf. Wir inspirieren uns unterbewusst an der Natur. Der Wunsch nach Helligkeit und Frische ist gross. Luftige Textilien wie Leinen oder Baumwolle bringen uns das Frühlingsgefühl ins eigene Heim. Setzen Sie bei der Dekoration auf natürliche Materialien, wie Holz, Rattan oder Glas. Ein frischer Blumenstrauss liegt in jedem Budget und bringt gute Laune. Bildquelle: Bachsteffel Home GmbH.
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Bild 7 von 7. Und mit welcher Farbe können Sie Akzente setzen? Mit dem Frühling klopfen neue Farbtöne an die Tür. Grüntöne in den verschiedensten Nuancen sind absolut im Trend. Pastelltöne, die sich in den Frühlingsblumen widerspiegeln sind beliebte Farbnuancen in dieser Jahreszeit. Bringen Sie mit der Hilfe von Blumen, Textilien und Deko-Elementen Farbtupfer nach Hause. Bildquelle: Colourbox.
Die Zukunft der Branche
Die hohe Nachfrage nach Unterstützung beim Aufräumen und bei der Raumgestaltung wird auch nach Corona bestehen bleiben, sind sich Caroline Bamert und Sabine Bachsteffel-Esposti sicher. Ihre Branchen sind Gewinner der Corona-Krise. Das zu Hause als Wohlfühlort sei wichtiger denn je. Die Leute merkten, wie viel es ausmache.
Was sind ihre Erfahrungen?
Haben auch Sie im letzten Jahr ihre Wohnung oder ihr Haus umgestaltet? Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen.