Über 1.3 Millionen Menschen sind in der Schweiz von Armut betroffen oder gefährdet, in die Armut abzurutschen. Aus diesem Grund veranstaltet die SRG zusammen mit dem Schweizerischen Roten Kreuz Schweiz, der Post und Coop seit 26 Jahren jährlich die Aktion «2x Weihnachten», welche Betroffenen eine Freude machen will.
Trotz meines heutigen Erfolges und Wohlstands bleibt in meinem Kopf immer die Angst vor der Armut.
Am Spezialtag von Radio SRF 1 redete Moderator Dani Fohrler mit zwei Menschen, die von Armut betroffen waren und aus erster Hand von ihren Erlebnissen berichten können.
Auch Rapper Stress erzählte von seinen Erfahrungen mit materiellen Entbehrungen in jungen Jahren. «Trotz meines heutigen Erfolges und Wohlstands bleibt in meinem Kopf immer die Angst vor der Armut», sagt Stress, der als Botschafter des Schweizerischen Roten Kreuzes vor Ort war.
Auch Sängerin Sina setzt sich für mehr Sensibilität mit dem Thema Armut ein. Die Walliserin findet, dass diejenigen, die mehr haben als andere, auch mehr geben sollten.
Armutsbetroffene müssen sich für ihre Armut nicht schämen.
«Denn wenn das jede und jeder machen würde, hätten wir dieses Problem nicht», sagt Sina. Am Spezialtag hat die Walliserin ein exklusives Konzert gegeben.
Zwei Betroffene erzählen
Ebenfalls zu Gast war Lilian Senn. Sie kam zum ersten Mal als Kind mit Armut in Berührung. Aufgrund eines Burnouts rutschte sie als Erwachsene wieder in die Armut und war mehrere Jahre obdachlos.
Heute klärt sie als Stadtführerin der Obdachlosen-Zeitschrift «Surprise» Interessierte darüber auf, was es heisst, in der Stadt Basel obdachlos zu sein. «Armutsbetroffene müssen sich für ihre Armut nicht schämen», sagt Lilian Senn. Wenn, dann müssten sich eher die schämen, die Andere in die Armut trieben.
Dieser Meinung ist auch Fredi König. Er verdiente als Wirtschaftsinformatiker bei einer Bank gutes Geld. Nach dem Jobverlust und längerer Arbeitslosigkeit geriet er in die Armut. König hebt besonders die psychischen Auswirkungen hervor, welche die Armut auf ihn hatte.
Die Problematik ist, dass man vereinsamt, weil man nicht mehr die Möglichkeiten hat, die man vorher hatte.
Depression und Verwahrlosung überkamen den damaligen Sozialhilfe-Empfänger. «Die Problematik ist, dass man vereinsamt, weil man nicht mehr die Möglichkeiten hat, die man vorher hatte», sagt König. Heute hat Fredi König wieder eine feste Anstellung und ist glücklich und zufrieden.
Gemeinsam gegen Armut
«Es ist wichtig, dass armutserfahrene Personen zu Wort kommen», sagt Armutsforscherin Emanuela Chiapparini von der Berner Fachhochschule. Sowohl Politikerinnen und Politiker als auch Leute aus der Forschung und Studierende müssten direkt mit Armutsbetroffenen in Kontakt kommen, um deren Situation besser zu verstehen, so die Armutsforscherin weiter.
Bis am 11. Januar können Schweizerinnen und Schweizer gratis Pakete für armutsbetroffene Menschen verschicken. Gefragt sind vor allem praktische Alltagsprodukte und haltbare Lebensmittel. Auch «Online-Pakete» können geschnürt werden. Der Inhalt der Pakete wird von Freiwilligen des Roten Kreuzes sortiert und an Armutsbetroffene verteilt.