Zum Inhalt springen

Guter Start ins 2025 Geheimtipp für einen stressfreieren Silvester mit dem Hund

Für Hunde können die Tage um Silvester der blanke Horror sein – mit Taiko können Sie ihm kurzfristig helfen.

Geht draussen die Silvesterknallerei los, halten sich Hundehalterinnen und Hundehalter in der Regel an den Tipp: Alle Fenster schliessen, Rollos runter, Gardinen zu und laute Musik abspielen, während es draussen knallt.

Auch wenn die Musik laut ist, hört der Hund die Silvesterböller immer noch.
Autor: Stefanie Riemer Verhaltensbiologin

Normale laute Musik ist kein Allerheilmittel, wie Stefanie Riemer, Verhaltensbiologin und Assistenzprofessorin für Companion Animal Management am Messerli Forschungsinstitut an der Vetmeduni in Wien weiss. «Selbst wenn die Musik laut ist, hört der Hund die Silvesterböller immer noch.»

Dr. Stefanie Riemer

Verhaltensbiologin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Stefanie Riemer ist Assistenzprofessorin in Companion Animal Management am Messerli Institut, Vetmeduni Wien . Sie forscht seit 2010 zum Verhalten von Haushunden. Nach ihrem Doktoratsstudium an der Uni Wien ging sie nach England, wo sie sich an der Uni Lincoln neben ihrer Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Verhaltenstherapie weiterbildete.

Im Jahr 2016 gründete sie eine Hundeverhaltensforschungsgruppe an der Universität Bern, die sie sechs Jahre lang leitete. Seither liegt ihr Fokus neben Forschungen zu Ausdrucksverhalten und Emotionen bei Hunden vor allem auch auf angewandten Themen, etwa zu Geräuschangst und Tierarztangst sowie Sozialisierung von Hundewelpen.

Die Berufung an die Vetmeduni als Assistenzprofessorin in Companion Animal Management im Dezember 2024 gibt ihr die Chance, dieses Forschungsgebiet noch weiter zu vertiefen. Als internationale Seminarreferentin liegt ihr Schwerpunkt auf Emotionen bei Hunden, mit einem besonderen Fokus auf Angstthemen, Persönlichkeit bei Hunden und Welpenförderung vom Züchter bis zur neuen Familie. Der Name ihres Unternehmens «HundeUni – Wissenschaft trifft Praxis» ist dabei Programm. 

Bild: zVg Stefanie Riemer, Fotografin: Andrea Schmutz

Geheimtipp Taiko – japanische Trommel sind hilfreich

Stefanie Riemer, die selbst seit über zehn Jahren über das Verhalten von Haushunden forscht, kennt die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Daraus resultiert ein noch kaum bekannter Geheimtipp. Japanische Trommeln, auch Taiko genannt, helfen Angst geplagten Hunden mehr als normale laute Musik, sagt die Wissenschaftlerin. Der Geheimtipp hat einen Namen: «Sound-Masking» oder Geräuschmaskierung.

Taiko – japanische Trommelmusik

Während laute Musik den Silvesterlärm für die sensiblen Hundeohren kaum übertönt, haben die japanischen Trommeln eine bestimmte Frequenz, wo Aussengeräusche untergehen. Deshalb seien Taiko-Trommen super gut geeignet, den Silvester für den Hund stressfreier über die Bühne zu bringen, so Riemer. Die Trommelmusik klingt ähnlich wie Feuerwerk. Dadurch sind die Böller draussen für den Hund kaum mehr wahrnehmbar. Als Stefanie Riemer auf ihren sozialen Medien den Tipp im vergangenen Jahr gepostet hat, habe sie so viele positive Rückmeldungen erhalten wie noch nie, sagt die Wissenschaftlerin.

Sind Hunde Geräuschmimosen?

Tiere sind evolutionär nicht auf uns Menschen und deren Lärmkulisse vorbereitet. Studien zur Folge taucht bis zu jedem zweiten Hund irgendwann in seinem Leben Geräuschangst auf. Die häufigsten Auslöser sind Feuerwerk, Gewitter oder Schüsse, sagt die Verhaltensbiologin Stefanie Riemer.

Lächelnder Golden Retriever auf Holzboden.
Legende: Colourbox/Alfred Hofer

Ihre Studie zeigt, dass Geräuschangst bei jungen Hunden am häufigsten auftritt. Bei fast der Hälfte im ersten Lebensjahr und bei einem weiteren hohen Prozentsatz im zweiten Lebensjahr. Relativ selten tauche eine Geräuschangst erstmals bei Hunden im Alter von sieben oder mehr Jahren auf. Und wenn sie doch plötzlich da ist, rät Stefanie Riemer dringend, den Hund medizinisch abklären zu lassen.

Was Sie nach Silvester tun können

Box aufklappen Box zuklappen
  • Sicherheitszone zu Hause für den Hund aufbauen
  • Gezieltes Geräuschtraining, bei dem Geräusche positiv verknüpft werden, lohnt sich schon vom Welpenalter an. Studien haben gezeigt, dass frühes Training die Entwicklung von Geräuschangst in vielen Fällen verhindern kann.
  • Bei Hunden, die bereits an Geräuschangst leiden, nimmt sie mit zunehmendem Alter oft zu.
  • Hat ein Hund grosse Angst oder Panik vor Geräuschen, können angstlösende Medikamente helfen. Mittlerweile sind mehrere Medikamente speziell für Geräuschangst zugelassen. Dabei gilt: Vorab austesten, denn nicht jedes Medikament wirkt für jeden Hund gleich, am besten mithilfe eines Verhaltensmediziners oder einer -medizinerin.

Vorsicht vor gut gemeinten Ratschlägen

Hundehalterinnen und -halter befolgen manchmal gut gemeinte Ratschläge, welche in die Kategorie Mär gehören und die Situation für den Hund noch verschlimmern und der Beziehung zum Menschen schaden. Den Hund in seiner Angst zu ignorieren, ist keine gute Idee, bestätigt Stefanie Riemer. «Angst kann nicht verstärkt werden durch Dinge, die dem Hund guttun.» Den Hund zu ignorieren, käme einer Strafe gleich.

Bewegung reduziert Stress

Wenn es draussen plötzlich knallt, empfiehlt Stefanie Riemer, den Hund zu bewegen. Das reduziere Stress. Ihr Tipp: Nach einem Knall ein Leckerli werfen, sodass der Hund hinterherrennen kann. Hat er es gefressen, fliegt das nächste Leckerli in die andere Richtung.

Was Sie nicht tun sollten

Box aufklappen Box zuklappen
  • Gehen Sie mit dem Hund während der Silvesterfeuerwerke nicht nach draussen; jeder Hund kann sich erschrecken.
  • Lassen Sie den Hund in der Zeit um Silvester nie allein.
  • Ignorieren Sie Ihren Hund nicht, wenn er Angst hat. Es ist eine Mär, dass sich Angst verstärkt, wenn Sie Ihrem Hund Aufmerksamkeit schenken und ihm Schutz bieten.
  • Lassen Sie den Hund über die Silvesterzeit nie von der Leine. Feuerwerk wird oft schon vor und nach Silvester abgefeuert.
  • Sichern Sie den Hund allenfalls mit einem ausbruchssicheren Sicherheitsgeschirr.
  • Schleppleine nur am Geschirr, nicht am Halsband. Verletzungsgefahr!
  • Schimpfen Sie nicht mit dem Hund, wenn er im Stress Signale nicht ausführen kann.

Laute Geräusche positiv verknüpfen ist auch im Innenraum das Ziel. Stefanie Riemers Hunde kriegen um Mitternacht eine Schleckmatte oder es wird mit dem Ball gespielt. «Alles, was man tun kann, damit der Hund sich wohlfühlt, ist total empfehlenswert.» Positive Emotionen erzeugen, das kann helfen, dem Hund Silvester erträglicher zu machen.

SRF 1, 30.12.2024, 15:15 Uhr

Meistgelesene Artikel