Geht draussen die Silvesterknallerei los, halten sich Hundehalterinnen und Hundehalter in der Regel an den Tipp: Alle Fenster schliessen, Rollos runter, Gardinen zu und laute Musik abspielen, während es draussen knallt.
Auch wenn die Musik laut ist, hört der Hund die Silvesterböller immer noch.
Normale laute Musik ist kein Allerheilmittel, wie Stefanie Riemer, Verhaltensbiologin und Assistenzprofessorin für Companion Animal Management am Messerli Forschungsinstitut an der Vetmeduni in Wien weiss. «Selbst wenn die Musik laut ist, hört der Hund die Silvesterböller immer noch.»
Geheimtipp Taiko – japanische Trommel sind hilfreich
Stefanie Riemer, die selbst seit über zehn Jahren über das Verhalten von Haushunden forscht, kennt die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Daraus resultiert ein noch kaum bekannter Geheimtipp. Japanische Trommeln, auch Taiko genannt, helfen Angst geplagten Hunden mehr als normale laute Musik, sagt die Wissenschaftlerin. Der Geheimtipp hat einen Namen: «Sound-Masking» oder Geräuschmaskierung.
Taiko – japanische Trommelmusik
Während laute Musik den Silvesterlärm für die sensiblen Hundeohren kaum übertönt, haben die japanischen Trommeln eine bestimmte Frequenz, wo Aussengeräusche untergehen. Deshalb seien Taiko-Trommen super gut geeignet, den Silvester für den Hund stressfreier über die Bühne zu bringen, so Riemer. Die Trommelmusik klingt ähnlich wie Feuerwerk. Dadurch sind die Böller draussen für den Hund kaum mehr wahrnehmbar. Als Stefanie Riemer auf ihren sozialen Medien den Tipp im vergangenen Jahr gepostet hat, habe sie so viele positive Rückmeldungen erhalten wie noch nie, sagt die Wissenschaftlerin.
Sind Hunde Geräuschmimosen?
Tiere sind evolutionär nicht auf uns Menschen und deren Lärmkulisse vorbereitet. Studien zur Folge taucht bis zu jedem zweiten Hund irgendwann in seinem Leben Geräuschangst auf. Die häufigsten Auslöser sind Feuerwerk, Gewitter oder Schüsse, sagt die Verhaltensbiologin Stefanie Riemer.
Ihre Studie zeigt, dass Geräuschangst bei jungen Hunden am häufigsten auftritt. Bei fast der Hälfte im ersten Lebensjahr und bei einem weiteren hohen Prozentsatz im zweiten Lebensjahr. Relativ selten tauche eine Geräuschangst erstmals bei Hunden im Alter von sieben oder mehr Jahren auf. Und wenn sie doch plötzlich da ist, rät Stefanie Riemer dringend, den Hund medizinisch abklären zu lassen.
Vorsicht vor gut gemeinten Ratschlägen
Hundehalterinnen und -halter befolgen manchmal gut gemeinte Ratschläge, welche in die Kategorie Mär gehören und die Situation für den Hund noch verschlimmern und der Beziehung zum Menschen schaden. Den Hund in seiner Angst zu ignorieren, ist keine gute Idee, bestätigt Stefanie Riemer. «Angst kann nicht verstärkt werden durch Dinge, die dem Hund guttun.» Den Hund zu ignorieren, käme einer Strafe gleich.
Bewegung reduziert Stress
Wenn es draussen plötzlich knallt, empfiehlt Stefanie Riemer, den Hund zu bewegen. Das reduziere Stress. Ihr Tipp: Nach einem Knall ein Leckerli werfen, sodass der Hund hinterherrennen kann. Hat er es gefressen, fliegt das nächste Leckerli in die andere Richtung.
Laute Geräusche positiv verknüpfen ist auch im Innenraum das Ziel. Stefanie Riemers Hunde kriegen um Mitternacht eine Schleckmatte oder es wird mit dem Ball gespielt. «Alles, was man tun kann, damit der Hund sich wohlfühlt, ist total empfehlenswert.» Positive Emotionen erzeugen, das kann helfen, dem Hund Silvester erträglicher zu machen.