Zum Inhalt springen

Feuerwerksverbote Raketen und Co.: die Debatte um Feuerwerke am Beispiel Graubünden

Graubünden zeigt die Schwierigkeiten eines Feuerwerksverbots. Eine Volksinitiative will schweizweit Klarheit schaffen.

Feuerwerk: Für die einen ist es Stress und Belastung für Tier und Umwelt, für die anderen gehört es zu einem gelungenen 1. August oder Silvester dazu. An den verschiedenen Mustern, Farben und Formen, die durch chemische Reaktionen entstehen und den Himmel erleuchten, scheiden sich die Geister.

Initiative will Feuerwerk teilweise verbieten

Das Feuerwerk ist in der Schweiz unterdessen ein Politikum. Beim Bund ist eine Volksinitiative hängig, die den Verkauf und die Verwendung von lärmenden Feuerwerkskörpern für Privatpersonen verbieten will. Grosse Feuerwerke, zum Beispiel an Stadtfesten, sollen weiterhin von den Kantonen bewilligt werden können.

 Mitglieder des Initiativkomitees und Unterstützer überreichen die Boxen mit den Unterschriften vor dem Bundeshaus.
Legende: Für den Schutz der Hunde: Mitglieder des Initiativkomitees und Unterstützer übergeben die Boxen mit über 130'000 Unterschriften. Keystone / Anthony Anex

Die Initiative wurde von über 130'000 Personen unterzeichnet. Dahinter stehen zahlreiche Tierschutz- und Umweltorganisationen. Der Bundesrat lehnt die Initiative ab, da Kantone und Gemeinden bereits über die nötigen Rechtsgrundlagen verfügen. Und vor allem die Gemeinden eines Kantons haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, das Böllern zu verbieten: in Graubünden.

Fast jede dritte Bündner Gemeinde hat in den vergangenen Jahren ein Feuerwerksverbot erlassen – einige verzichten. Eine der Ersten war Davos, wo die Bevölkerung an der Urne für ein Verbot ab 2020 gestimmt hat. «Wir sind ein bisschen zum Vorbild geworden», sagt der Davoser Landammann Philipp Wilhelm gegenüber SRF.

Andere Gemeinden hätten sich bei den Verantwortlichen in Davos nach dem Verbot erkundigt. «Es wundert mich nicht, dass sich das durchsetzt. Es ist viel angenehmer, was Lärm und Schadstoffe angeht», sagt Wilhelm.

Ein weiteres Beispiel ist das Oberengadin, wo zehn von zwölf Gemeinden ein Feuerwerksverbot erlassen haben.

Je nach Wind bleiben die Rückstände lange in der Luft und Wanderer finden noch Wochen später Raketenreste.
Autor: Nora Saratz Cazin Gemeindepräsidentin Pontresina

Selina Nicolay, Gemeindepräsidentin von Bever, erklärt: «Bever ist sehr umweltbewusst. Man ist sensibilisiert für den Lärm und den Gestank, den das Feuerwerk hinterlässt.» Deshalb sei es gelungen, die Bevölkerung vom Verbot zu überzeugen.

Feuerwerke erhellen den Himmel über dem gefrorenen See von St. Moritz.
Legende: Nur noch Tischfeuerwerk und Wunderkerzen in St.Moritz: Seit zwei Jahren gilt im Nobelort ein Feuerwerksverbot. Keystone / Eddy Risch

In Pontresina waren die Störung von Wildtieren und die Auswirkungen auf Menschen und ihre Haustiere die Hauptgründe für das Verbot. Gemeindepräsidentin Nora Saratz Cazin betont aber auch die touristische Bedeutung: «Je nach Wind bleiben die Rückstände lange in der Luft und Wanderer finden noch Wochen später Raketenreste. Das ist sicher auch ein Grund für das Verbot, der Natur zuliebe.»

Herausforderungen bei der Durchsetzung

Die Gemeinde Bever hat das Feuerwerksverbot vor zwei Jahren eingeführt. Das Verbot wird jedoch nicht immer eingehalten. «Es ist relativ schwierig, ein Verbot durchzusetzen, da die Zündler lokalisiert und identifiziert werden müssen. Wir versuchen es mit präventiven Massnahmen», erklärt Nicolay. Derzeit wird die Bevölkerung mit grossen Zeitungsanzeigen, Plakaten und E-Mails auf das Böllerverbot am 1. August aufmerksam gemacht. Trotz des Verbots im Polizeigesetz wurden bisher keine Bussgelder verhängt.

Weitere Gemeinden mit Feuerwerksverbot

Box aufklappen Box zuklappen
Plakate auf dem Bundesplatz weisen auf das Feuerwerksverbot in der Berner Innenstadt hin.
Legende: Plakate auf dem Bundesplatz erinnern an das Feuerwerksverbot in der Berner Innenstadt. Keystone / Peter Klaunzer

Nicht nur Gemeinden in Graubünden kennen ein vollständiges oder teilweises Feuerwerksverbot. Immer mehr Gemeinden verbieten die Knallerei.

In der Berner Innenstadt ist das Abfeuern von Feuerwerken seit 2021 untersagt. Die Gründe dafür sind der fehlende Platz und die engen Gassen. Darüber hinaus gehört der Stadtteil zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Auch die Gemeinden Olten , Bremgarten , Brugg/Windisch und Erlenbach haben aus Rücksicht auf Natur und Tiere ein Feuerwerksverbot erlassen.

Viele Kantone und Gemeinden verbieten Feuerwerk und erlauben es nur an besonderen Tagen wie Stadtfesten oder am 1. August.

Anders in Davos: «In den ersten Jahren – und auch heute noch – wussten unsere Ordnungshüter, dass sie entsprechend büssen müssen», erklärt Landammann Philipp Wilhelm.

Und in St. Moritz wird wenig geahndet, da es schwierig sei, die Sünder ausfindig zu machen. Deshalb bittet die Gemeinde die Bevölkerung um Mithilfe bei der Durchsetzung des Verbots. «Unsere Gemeindepolizei ist auf konkrete Hinweise aus der Bevölkerung und von Leistungsträgern angewiesen, um einschreiten zu können.»

Regional Diagonal, 30.7.2024, 16:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel