Ist der Lärmpegel zu hoch, sind unsere Fussballer mit Asperger wie gelähmt und reagieren verzögert auf den Ball. Dann verlieren wir, aber das gehört dazu.
Yannick Cavallins Schützlinge haben alle eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung. Der eine ist fast blind, der andere ist Autist, der dritte psychisch krank, der vierte hat ein Downsyndrom. Aber alle teilen eine grosse Leidenschaft: den Fussball.
Sportler mit besonderen Eigenschaften
«Meine Spieler sind gut, wir haben auch schon internationale Turniere gewonnen», sagt Yannik Cavallin über die BodenseeKickers von Plussport Thurgau, alle zwischen 14 und 65 Jahre alt. Der 44-Jährige aus Kreuzlingen (TG) kennt aber nicht nur die sportlichen Fähigkeiten, sondern auch die Eigenheiten seiner Teammitglieder: «Ist der Lärmpegel zu hoch, sind unsere Fussballer mit Asperger wie gelähmt und reagieren verzögert auf den Ball. Dann verlieren wir, aber das gehört dazu.»
Die Integration ist Motivation
Dass nicht alles wie bei den Profis klappt, gehört für Yannick Cavallin dazu: «Die Spieler haben keinen Druck. Sie müssen nicht in einer Leistungsgesellschaft funktionieren, sondern dürfen befreit aufspielen.» Mehr als um den sportlichen Erfolg geht es dem «Helden des Alltags»-Finalist um die Inklusion von Menschen mit Handicap. Deshalb wurde er beim FC Kreuzlingen vorstellig.
Seit eineinhalb Jahren sind die FCK BodenseeKickers im FC Kreuzlingen integriert. Jetzt trainieren behinderte und nichtbehinderte Fussballer öfter einmal zusammen. Die Integration sei für die Kickers sehr motivierend, sagt Cavallin: «Wenn zum Beispiel unser Goalie ein Training mit der zweiten Mannschaft absolvieren kann, ist er hell begeistert.»
Mann mit Pioniergeist
Yannick Cavallin arbeitet 100 Prozent als Konstrukteur. Daneben investiert er viel Zeit ins freiwillige Engagement: Fast jedes Wochenende steht er am Spielfeldrand der BodenseeKickers. Auch sein Sohn Philipp spielt mit. Er hat autistische Züge.
Der FC Kreuzlingen betritt mit seiner Integration von Behindertenfussball Neuland und sieht sich in einer Pionierrolle. Natürlich hofft Initiator Yannick Cavallin, dass irgendwann weitere Vereine in der Schweiz dem Ostschweizer Beispiel folgen werden.