Plastik gehört zum Alltag. Sei es als Verpackung, in Textilien, Kosmetika, Spielzeugen, Autoreifen, Fensterrahmen und vielem mehr. Gemäss SwissRecycling verbraucht die Schweiz jährlich eine Million Tonnen Kunststoff. Das sind 125 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Tendenz steigend. Damit rangiert die Schweiz in Europa nach Luxemburg auf Platz 2 der Plastikabfallsünder.
Beim Rezyklieren von Altpapier, PET-Flaschen, Aludosen und Altglas sind Schweizerinnen und Schweizer mit einer Rücklaufquote von 81 bis 95 % Weltmeister. Ganz anders bei Kunststoffen. Die Schweiz rezykliert nur rund 11 % der Kunststoffabfälle, über 80 % wird verbrannt.
Plastik Recycling
Neben PET-Flaschen können in vielen Verkaufsstellen auch Kunststoffflaschen (Waschmittel, Putzmittel etc.) zurückgebracht werden. Anders bei Plastikverpackungen und Getränkekartons (Tetrapack), hier fehlt ein nationales Sammelsystem. Wer seinen Plastikabfall sammeln und recyceln will, muss auf private Anbieter zurückgreifen. Das Angebot und die Preise für die Sammelsäcke sind regional sehr unterschiedlich.
Eine Motion des FDP-Nationalrats Marcel Dobler verlangt die Förderung der Kreislaufwirtschaft. Die Schweiz soll mehr Plastik rezyklieren. Bundesrat und Parlament haben die Motion 2020/21 angenommen. Der neu gegründete Verein RecyPac arbeitet an einer schweizweit harmonisierten Plastik-Recycling-Lösung. Doch diese sei gemäss Branchenkenner frühestens 2025 spruchreif.
Was Plastikrecycling bringt, da sind sich die Experten uneinig. In Sachen Ökobilanz sei das Verbrennen von Kunststoff nur wenig schlechter als recyceln, sagte z.b. Rainer Bunge, Entsorgungsexperte an der Ostschweizer Fachhochschule, gegenüber dem Tagesanzeiger. Für ein nationales Plastik-Recyclingsystem bräuchte es zudem ein hochmodernes Sortierzentrum. Aktuell wird ein grosser Teil des gesammelten Kunststoffs zum Sortieren nach Deutschland oder Österreich transportiert.
Zu einem anderen Schluss kommt eine Studie von ETH-Professor André Bardow. Mehr Recycling von Kunststoff führe immer zu mehr Nachhaltigkeit. Man solle deshalb Recycling intensivieren, wo es nur geht.
Plastikverbot?
Noch besser als Recycling wäre, gar keinen Plastikabfall zu generieren, sagt Fabienne McLellan von OceanCare. Sie fordert den Bundesrat auf, das Problem zu lösen und Verbote von Plastiktüten oder Take-away-Verpackungen durchzusetzen. Die gesetzlichen Grundlagen bestehen bereits heute. Wie es gehen könnte, zeigen Städte wie Basel, Bern oder Luzern, die Einweggeschirr und -becher bei öffentlichen Veranstaltungen verbieten.
Zudem liesse sich auch die Produktion, Verwendung und Entsorgung von Kunststoffen strenger regulieren, so wie es die EU bereits macht. Seit Sommer 2021 sind gewisse Einweg-Produkte wie z.B. Trinkhalme, Besteck, Teller, Becher oder Wattestäbchen verboten. Zudem müssen in der EU bis 2030 alle Plastikverpackungen schon bei der Herstellung recyclefähig gemacht werden. Das Ziel: Eine Plastikrecycling-Quote von mindestens 55 %.
Soll Einwegplastik in der Schweiz gänzlich verboten werden? Diskutieren Sie mit in den Kommentaren!