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Katastrophenherbst 2001 Der unvergessene Herbst

Jacqueline Badran überlebte den Flugzeugabsturz in Bassersdorf. Adrian Müllers Bilder der Terroranschläge in New York gingen um die Welt. Diana Stadelmann rettete sich während des Attentats in Zug unter ein Pult. Sie alle erzählen in einem neuen SRF-Podcast, wie das Jahr 2001 ihr Leben geprägt hat.

Der Herbst vor 20 Jahren versetzte die Schweiz in einen Schockzustand. Die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York, das Attentat in Zug, das Grounding der Swissair, der Grossbrand im Gotthardtunnel und der Absturz eines Flugzeugs in Bassersdorf prägten unser Land.

Im SRF-Podcast «Es geschah am... 2001» teilen Menschen, welche die Ereignisse aus nächster Nähe miterlebten, ihre Geschichte.

Bildergalerie: Sie erzählen ihre Geschichte im Podcast

11. September: Die Terroranschläge von New York

Adrian Müller hat gerade frische Gipfeli geholt und von seiner Wohnung aus direkten Blick auf die Twin Towers, als ein Flugzeug in einen der Türme kracht. Er sieht die Rauchsäule emporsteigen. Mit der Kamera hält der Schweizer Fotograf fest, wie ein weiterer Flieger in den zweiten Turm kracht.

Adrian Müller vor den Twin Towers und der Rauchwolke 2001
Legende: Adrian Müller Der Luzerner Fotograf lebt seit über 20 Jahren in New York und beobachtete die Anschläge von seiner Wohnung aus. Adrian Müller
Ich dachte in meiner Naivität zuerst, die zweite Maschine sei ein Löschflugzeug
Autor: Adrian Müller Fotograf und Augenzeuge 9/11

Anschliessend fährt Adrian Müller mit seinem Velo näher ans Geschehen und schiesst zahlreiche Bilder, mitten im Menschenstrom, der ihm entgegenkommt. Erst nach und nach wird ihm bewusst, was da vor seinen Augen passiert.

Müllers Bilder der Anschläge auf das World Trade Center gehen um die Welt. Er selbst hat sie nie angeschaut.

«Vielleicht keine schlechte Strategie,» findet Stefan Vetter. Denn Bilder können traumatisieren. Vetter leistet kurz nach den Anschlägen eine psychologische Unterstützungsmission im Auftrag des Bundes in New York. Er trifft leere Strassen und eine verängstigte Bevölkerung an.

27. September: Das Attentat von Zug

Diana Stadelmann hatte sich gut vorbereitet auf ihre Rede im Zuger Kantonsrat. Kurz bevor sie ans Rednerpult tritt, dringt ein schwer bewaffneter Mann mit einer Polizeiweste in den Saal ein. Er richtet innert weniger Minuten ein Blutbad an. Stadelmann schafft es, sich unter einem Pult zu verstecken und die Polizei zu verständigen. Sie überlebt das Attentat unverletzt.

«Das Erlebte holte mich mit seiner ganzen Wucht erst ein paar Monate später ein»
Autor: Diana Stadelmann Erlebte das Attentat von Zug mit

Monate später wird sie eingeholt von Panikattacken. Die Verarbeitung braucht Zeit und Energie. Das Attentat wird zu einem Wendepunkt in ihrem Leben. Stadelmann und ihr Mann verspüren einen Kinderwunsch, der vorher nicht da war: «Wir fanden, das kann es ja nicht gewesen sein.» Heute hat sie zwei Kinder. Und keine Angst mehr vor dem Tod.

Auch für Roland Hodel, der beim Attentat in Zug die Sondereinheit Luchs führt, bleibt das Erlebte unvergessen. Rückblickend sagt er: «Die Verarbeitung mit den Einsatzkräften war enorm wichtig. Auch die «harten» Lüchse sind Menschen.»

2. Oktober: Das Grounding der Swissair

Therese Schläpfer lebt ihren Traum: Sie ist Flugbegleiterin bei der Swissair, Maître de Cabine. Doch das Grounding markiert das baldige Ende ihrer Arbeit bei der ehemals schillernden Vorzeige-Airline.

Swissair Flugzeuge am Boden
Legende: Das Grounding der Swissair Anfangs Oktober 2001 blieben die Swissair-Flieger für immer am Boden. Keystone

Mit dem Grounding der Swissair erlebt die Schweiz die grösste Firmenpleite der Nachkriegszeit. Für Therese Schläpfer bedeutet das Grounding die Kündigung.

Ich schämte mich so sehr, ich traute mich nicht mehr ins Dorf.
Autor: Therese Schläpfer Ehemalige Flugbegleiterin bei der Swissair

Auch Robert Baumgartner verliert als Chef der Flugbegleiter:innen seinen Job. Zuvor muss er hunderte Kündigungen aussprechen. «Die Leute taten mir leid», sagt er heute.

Während Baumgartner nach dem Grounding der Flugbranche treu blieb, bedeutete es für Schläpfer einen Neuanfang. Sie stieg in die Politik ein und ist heute SVP-Nationalrätin.

24. Oktober: Der Gotthardtunnel brennt

Es ist mit 11 Toten der folgenschwerste Unfall, der sich je im Gotthardtunnel zugetragen hat. Mario Gagliardi ist 2001 verantwortlich für den Tunnelbetrieb: «Ich war in einer Sitzung, als mir der Brand gemeldet wurde.»

Auf den Bildschirmen sah ich die Feuersbrunst, dann nur noch schwarzen Rauch
Autor: Mario Gagliardi Ehem. Betriebsleiter Gotthardtunnel

Zwei Lastwagen sind frontal ineinander gekracht und verstopfen den Tunnel. «Die Feuerwehr kam nicht durch, das hatten wir noch nie erlebt. Man fühlte sich machtlos», so Gagliardi heute.

Archivbild Tunnelbrand Gotthard von 2001
Legende: Der brennende Gotthardtunnel Das Bild vom Tunnelbrand im Oktober 2001 wurde damals in zahlreichen Medien abgebildet. Ein Mitarbeiter von Mario Gagliardi hatte es gemacht. Keystone

Der Tunnel wurde bereits zwei Monate nach dem Unglück wieder in Betrieb genommen, doch das Gotthard-Inferno bleibt unvergessen: Auch für Mario Gagliardi, der sich bis heute für mehr Sicherheit in Tunnels einsetzt.

24. November: Flugzeugabsturz über Bassersdorf ZH

«Plötzlich knallte es, dann sah ich eine Feuerwand vor mir.» Jacqueline Badran sitzt in der Unglücksmaschine, die kurz vor der Landung in Zürich in Bassersdorf abstürzt.

Die damals 40-jährige Politikerin und Unternehmerin überlebt den Absturz als eine der wenigen Passagiere. In den Wochen danach wird sie von Medien belagert, ununterbrochen klingelt ihr Telefon.

Ich war mir sicher: Das ist er jetzt, mein Tod.
Autor: Jacqueline Badran Überlebte den Crossair-Absturz

Auch zwanzig Jahre später wird Badran von ihren Gefühlen übermannt, wenn sie über den Absturz des Crossair-Flugzeugs und die Zeit danach spricht: «Gleichzeitig war es für mich als Gegenwartsmensch eine Art Bestätigung. Eine Bestätigung um das Wissen, dass das Leben endlich ist.»

Markus Frei erzählt im SRF-Podcast «Es geschah am... 2001» ebenfalls seine Geschichte. Er war als einer der ersten Rettungskräfte vor Ort. Mit den Autorinnen des Podcasts kehrt er nochmals zurück an die Absturzstelle, wo bis heute eine Gedenktafel an die 24 Todesopfer erinnert.

Podcast «2001»: Die Macherinnen

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Team hinter dem Podcast
Legende: Verantwortlich für «Es geschah am... 2001» Lena Oppong, Eliane Leiser, Céline Raval. Weitere: Silvio Brügger (Musik), Mirjam Emmenegger (Audiolayout), SRF Dokumentation & Archive (Recherche) SRF

Host Lena Oppong führt als Stimme durch den Podcast. Sie und Co-Autorin Eliane Leiser recherchierten die Geschichten für «2001» und führten die Interviews. Céline Raval ist mitverantwortliche Produzentin. «2001» ist Teil der Reihe «Es geschah am...»

Feedback: 2001-podcast@srf.ch

Radio SRF 1, 10.9.2021, 7.17 Uhr

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