Einfache KI längstens in unserem Alltag integriert
Das Navi im Auto sagt uns freundlicherweise, wo es Stau hat und schlägt gleich eine Umfahrung vor. Die Übersetzungs-App lässt mich mit dem ukrainischen Nachbarn plaudern, obwohl ich kein Wort ukrainisch verstehe, geschweige denn spreche. Die Gesichtserkennung des Smartphones lässt niemand Fremdem den Zugriff auf die Daten zu. Der Staubsauger und der Rasenmäher, sie kennen sich aus in Haus und Garten – ganz ohne Hausbesitzerin. Und ohne Einparkhilfe wäre manch Autofahrer aufgeschmissen. Die einfache künstliche Intelligenz ist längstens Teil unseres Alltages.
ChatGPT macht KI sichtbar
Das Programm ChatGPT, lanciert vor einem halben Jahr, hat rasend schnell viele User und Userinnen gefunden. Man formuliert eine Frage, neuerdings auch auf Mundart, und erhält sehr schnell eine Antwort, die so klingt, als käme sie von einem Menschen.
Doch lange nicht alle Informationen stimmen. Weist man die KI darauf hin, entschuldigt sie sich freundlich und erklärt, ob man allenfalls mit einer nächsten Antwort etwas anfangen könne. Das Interagieren mit einer Maschine, die aus Antworten lernt, macht künstliche Intelligenz für viele sichtbar. Und wirft Fragen auf.
Vertrauensverlust und falsche Entscheide
Der Papst in der weissen Daunenjacke, Donald Trump bei der Festnahme, die Bilder sind so täuschend echt, dass Laien, und das sind wir fast alle, den Einsatz von KI nicht erkennen können. Die Stimme am Radio, ist da noch ein Mensch am Mikrofon? Der Zeitungsartikel, ist er KI generiert? Das Vertrauen schwindet. Was bedeutet das für unser Zusammenleben?
Was, wenn die Medizin statt auf Erfahrung, auf ein Programm setzt, das mittels KI eine Risikoanalyse eines Eingriffes durchrechnet aufgrund gesammelter Patientendaten, die von jungen Männern stammen, der Eingriff aber bei einer älteren Frau durchgeführt werden soll? Was wenn, wie in den USA passiert, aufgrund von Gesichtserkennungs-Programmen schwarze unbescholtene Bürger verhaftet werden, weil das KI generierte Programm schwarze Gesichter schlecht lesen kann?
Wer schaut der künstlichen Intelligenz auf die Finger?
Es braucht ein KI-Gesetz, sagt die EU und tüftelt seit Jahren an einem komplexen Regelwerk herum. Es braucht eine KI-Konvention, sagt der Europarat und erarbeitet, unter Schweizer Vorsitz, globale Grundprinzipien für den Umgang mit künstlicher Intelligenz.
Auch in der Schweiz ist die Diskussion um die Regulierung von künstlicher Intelligenz auf politischer Ebene angekommen. Ist KI eine Hilfe in unserer komplexen Welt? Oder bedroht KI unsere Demokratie, weil sie Sachverhalte gekonnt «faken» kann?
Darum: Reichen unsere Gesetze oder braucht es neue? Darüber diskutierten Gäste mit der Hörerschaft.
Gäste
- Judith Bellaiche, Geschäftsführerin SWICO, Wirtschaftsverband für die Digitale Schweiz, Juristin, GLP Nationalrätin Zürich:
«Es braucht Transparenz. Aber die Forderung nach Verboten zeugt von Überforderung».
- Samuel Bendahan, Ökonomiedozent, Uni Lausanne, SP Nationaltrat, Waadt:
«Es braucht Transparenz und eine gesetzliche Regulierung. Auch werden wir um Verbote nicht drumherum kommen». - Guido Berger, Leiter SRF-Digitalredaktion