Was fordern die IT-Fachleute bezüglich KI? Tech-Experten wie Tesla-Chef Elon Musk und Apple-Mitbegründer Steve Wozniak befürchten, dass die Entwicklung künstlicher Intelligenzen ausser Kontrolle geraten könnte. Daher fordern mehr als 1000 IT-Expertinnen und Experten in einem offenen Brief, dass leistungsstarke KI-Tools während mindestens sechs Monaten nicht weiterentwickelt werden. Während dieses Forschungsstopps solle die Branche Sicherheitsstandards festlegen und Schäden durch riskante KI-Technologien abwenden.
Ist ein KI-Forschungsstopp realistisch? Die Forschung an künstlicher Intelligenz ist lukrativ. ETH-Wissenschaftshistoriker Michael Hagner glaubt daher nicht, dass die Branche einen Stopp einlegen wird. «Wenn gewisse Forscherinnen und Forscher sagen würden, «jetzt machen wir mal Pause», dann würden andere – ob in China, Russland oder in den USA – natürlich weiterarbeiten.» Die KI-Forschung sei nicht mehr aufzuhalten, so Hagner.
Wieso sperrt Italien ChatGPT? Wegen des Verdachts auf Datenschutzverstösse haben Italiens Datenschützer Ermittlungen gegen ChatGPT und deren Entwickler OpenAI eingeleitet. «Es fehlt die Rechtsgrundlage für eine massenhafte Erhebung und Speicherung personenbezogener Daten, um die der Plattform zugrunde liegenden Algorithmen zu trainieren», teilte die Behörde am Freitag mit. Daher habe sie vorläufig die Verwendung von Daten italienischer Nutzerinnen und Nutzer beschränkt. Ausserdem beanstandete sie die laxe Altersprüfung.
Welche Ängste weckt künstliche Intelligenz? Nebst den Datenschutzbedenken und der Befürchtung, dass KI ausser Kontrolle geraten könnte, kursiert die Angst, dass die Fehlerhaftigkeit der Systeme zu Problemen führen kann. Die KI könnte falsche Ratschläge erteilen sowie zur Verbreitung von Fakenews und Diskriminierung beitragen. Denn die Algorithmen vertreten primär die europäische, männliche Perspektive, wie Medienphilosoph Roberto Simanowski betont. Am Montag warnte die Polizeibehörde Europol zudem, dass Kriminelle bereit seien, KI für Cyberkriminalität zu nutzen.
Ein Beispiel für die Verbreitung von Fakenews: Kürzlich kursierten Bilder der Verhaftung des amerikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump auf Social Media, praktisch zeitgleich machten Fotos des russischen Präsidenten Wladimir Putin die Runde, wie er vor seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping niederkniet. Auch Bilder von Papst Franziskus in einer weissen Daunenjacke gingen viral. Es sind eindrückliche Aufnahmen mit einem Haken: Sie wurden innert weniger Sekunden mithilfe künstlicher Intelligenz erstellt.
Ersetzt KI bald Jobs von Journalistinnen und Fotografen? Die Text- und Bildroboter weisen eine grosse Schwäche auf: Die künstliche Intelligenz arbeitet nicht mit Wahrheiten, sondern mit Wahrscheinlichkeiten. Grundlage des Algorithmus sind Millionen von Texten, die ein statistisches Modell zur Berechnung von Wortfolgen bilden. So können Textroboter zwar Berichte schreiben, die Fakten können aber falsch sein. Gut möglich also, dass Textroboter dereinst als Assistenten dienen und gewisse Jobs erleichtern. Die Gefahr, dass KI bald den Menschen ersetzt, stufen Expertinnen und Experten jedoch als gering ein.
Ergreift die Politik KI-Massnahmen? Im Dezember hat sich der Rat der Europäischen Union auf eine gemeinsame Ausrichtung in puncto künstlicher Intelligenz geeinigt. Ein Gesetz soll gewährleisten, dass KI-Systeme sicher sind und die Grundrechte der EU gewahrt bleiben. Anwendungen mit hohem Missbrauchspotenzial will die EU kontrollieren oder verbieten. Auch im Europarat gibt es Bestrebungen, KI-Anwendungen zu regulieren. Eine Beratergruppe erarbeitet bis im November einen Rechtsrahmen zur Kontrolle von künstlicher Intelligenz. Die Schweiz beteiligt sich mit einer Delegation an der Ausgestaltung dieses Regelwerks zur KI.