ChatGPT sorgt weltweit für Furore, seit er Ende 2022 lanciert wurde. Dieser neue Chatbot, also ein Textroboter, kann dank künstlicher Intelligenz alles Mögliche: Dialoge führen, Aufsätze schreiben, Marketingkonzepte erstellen, Codes programmieren, Mails beantworten oder Stellenbewerbungen schreiben. Und all das in einer verblüffend guten Qualität.
Das rüttelt Schulen und Universitäten auf. Denn ChatGPT kann Aufgaben lösen und Arbeiten schreiben, wie sie dort verlangt werden. Das hat Jan Kirchmayr von der Sekundarschule Aesch im Kanton Baselland bemerkt. Der Geschichtslehrer hat dem Chatbot die gleichen Fragen wie im Unterricht gestellt und beinahe perfekte Antworten erhalten.
«Das Problem ist, dass wir in der Schule immer wieder Arbeiten haben, die auch zu Hause geschrieben werden und die ich dann bewerten muss», sagt Jan Kirchmayr. «Nun kann es sein, dass wir am Ende Arbeiten korrigieren, die ChatGPT geschrieben hat.» Herauszufinden, ob ein Text von irgendwo abgeschrieben ist, ist praktisch nicht möglich. Denn ChatGPT beantwortet jede Anfrage anders und generiert jeweils einen neuen Text.
Nun kann es sein, dass wir am Ende Arbeiten korrigieren, die ChatGPT geschrieben hat.
Das Thema ist denn auch bereits im Schulzimmer angekommen. «Mehr als die Hälfte meiner Schülerinnen und Schüler kennt ChatGPT und weiss, wie man das nutzt», sagt Jan Kirchmayr, der 14- und 15-Jährige unterrichtet.
Darum will der Lehrer, der auch für die SP im Kantonsparlament sitzt, dass die Regierung Regeln oder ein Merkblatt erarbeitet, damit alle Schulen im Baselbiet gleich handeln. Allerdings zeigte die kantonale Bildungsdirektion in einer ersten Anfrage wenig Handlungswille, weshalb Kirchmayr nun einen politischen Vorstoss prüft.
Universität Basel setzt Arbeitsgruppe ein
Dass die Angelegenheit in die Zuständigkeit der Kantone falle, erklärt auch die EDK, die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, auf Anfrage von SRF. Das tangiere pädagogische wie auch didaktische Aspekte. Ob das Thema allenfalls später auch auf Stufe EDK behandelt werden müsse, sei derzeit offen.
ChatGPT ist auch an den Hochschulen ein Thema. An der Universität Basel startet diese Woche eine extra dafür gegründete Arbeitsgruppe. Das sagt Kommunikationschef Matthias Geering. Der Chatbot sei jedoch nicht nur eine Gefahr, sondern biete auch Chancen.
Bei den Chancen geht es darum, den Studierenden zu zeigen, wie man das Tool intelligent einsetzt.
«Bei den Chancen geht es darum, den Studierenden zu zeigen, wie man das Tool intelligent einsetzt», sagt Matthias Geering. «Andererseits müssen die Prüfungen so gestaltet werden, dass wir kontrollieren können, dass die Person selber etwas geschrieben hat und nicht eine Maschine.»
Bereits gehandelt hat übrigens New York: Dort haben die Behörden an den öffentlichen Schulen den Zugang zur Internetseite von ChatGPT blockiert. Ein reines Verbot allerdings sei keine Lösung, sagt Lehrer Jan Kirchmayr. Denn der Umgang mit solchen Chatbots, die künftig noch besser würden, müsse auch gelehrt werden. Und richtig eingesetzt, könnten diese einen grossen Nutzen haben.
Wichtig ist zudem: ChatGPT ist nicht fehlerfrei. Das gibt der Chatbot auch selber zu, wenn man ihn fragt. So räumt er unter anderem falsche und unsinnige Antworten ein oder dass er falsche Interpretationen liefere.