Für das Komitee «Kirche für Konzernverantwortung» ist klar. Die Initiative gründe auf zentrale Anliegen der biblischen Botschaft und des christlichen Glaubens: Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung und Nächstenliebe.
Wenn es um diese Fragen geht, sind wir Christinnen und Christen und dadurch auch die Kirche explizit dazu aufgerufen, Stellung zu beziehen.
An vorderster Front kämpft Simone Curau-Aepli. Die Präsidentin des Katholischen Frauenbundes ist überzeugt: «Wenn es um diese Fragen geht, sind wir Christinnen und Christen und dadurch auch die Kirche explizit dazu aufgerufen, Stellung zu beziehen.»
Und sie lässt Worten Taten folgen. Anfangs Oktober hat Simone Curau-Aepli zusammen mit dem Gemeindeleiter in der Kirche in Weinfelden den Gottesdienst gestaltet. Im Zentrum ihrer Predigt stand die Konzernverantwortungsinitiative. Negative Rückmeldungen habe sie keine erhalten.
Kritik an einseitigem kirchlichem Engagement
Gegen das geballte Engagement regt sich nun Kritik. Erst kürzlich wurde das «Ethik-Komitee gegen die Konzernverantwortungsinitiative» gegründet. Deren kirchlichen Vertreter sind nicht einverstanden mit dem Engagement der Landeskirchen. Der moralische Druck verhindere eine sachliche Debatte.
Die Kirche unterscheidet so zwischen guten und schlechten Christen. Das ist unevangelisch.
Dieser Meinung ist auch Bruno Bader, reformierter Pfarrer in Gstaad. Aus seiner Sicht müssten die Landeskirchen politisch zurückhaltender sein. Die Landeskirche sei eine Volkskirche und schliesse Menschen aus. «Sie unterscheidet so zwischen guten und schlechten Christen. Das ist unevangelisch.», sagt Bader. Ein Mitglied seiner Kirchgemeinde habe aus diesem Grund den Austritt gegeben.
Kirche äussert sich häufig politisch
Sozialdetektive, Waffenexporte, No Billag, Energiestrategie, Ladenöffnungszeiten, Unternehmenssteuerreform: Zu all diesen Themen – und vielen mehr – haben sich Pfarrerinnen und Pfarrer, Bischöfe und viele andere Kirchenleute in den letzten Jahren geäussert.
Sie sassen in Abstimmungskomitees, haben Flyer verteilt, offene Briefe geschrieben. Sie haben sich im Gespräch, in den sozialen Medien oder auch im Gottesdienst für ihre Anliegen eingesetzt. Kurz: Sie haben Politik gemacht.
Banner an Kirchtürmen sind verboten
Die evangelisch-reformierte Landeskirche Zürich hat nun ihr Merkblatt zu Rechten und Pflichten bei Abstimmungen überarbeitet. Und dieses neu verschickt. Da steht klar: Banner an Kirchtürmen oder anderen Kirchengebäuden sind verboten. Ebenso wie einseitige Informationen.
Die reformierte Landeskirche Zürich empfiehlt, Podien zu organisieren, statt Banner aufzuhängen. Kontrollieren, ob sich die Kirchgemeinden daran halten, kann und will die reformierte Landeskirche Zürich nicht.
Die Sendung zum Thema
Die Frage «Wie politisch darf die Kirche sein?» diskutierten wir mit Gästen und Hörerinnen und Hörern am Donnerstag 15. Oktober in der Sendung «Forum» auf Radio SRF 1. Die Online-Kommentare wurden in der Sendung aufgenommen.