Sind wir allein im Weltall? Es ist eine Frage, die die Menschheit schon seit eh und je beschäftigt. Daniel Angerhausen hat sich der Suche nach dem Leben im All verschrieben. Gemäss dem Astrophysiker sind wir die erste Generation, die ausserirdisches Leben finden könnte.
SRF: Was erwarten Sie zu finden?
Daniel Angerhausen: Mir ist eine kleine grüne Bakterie genau so lieb wie ein kleines grünes Männchen. Ersteres ist wohl wahrscheinlicher. Die Chance, dass unser erster Kontakt mit ausserirdischem Leben mit einem anderen Lebewesen ist, welches ähnlich aussieht wie wir, würde ich als gering einschätzen - wobei dies nur Spekulation ist.
Gibt es denn überhaupt Leben im All?
Jeder fünfte bis zehnte Stern hat einen ähnlichen Planeten hat wie die Erde, alles andere ist Spekulation. Wir müssen mit der Forschung weiterkommen und die benötigten Teleskope bauen, um diese Frage beantworten zu können. In den nächsten zehn bis zwanzig Jahren haben wir zum ersten Mal in der Geschichte die Technologien in unserer Hand, um solche Teleskope zu bauen. Wir sind die Generation, die die Frage, ob es Leben im All gibt, beantworten könnte. Das möchte ich vor meiner Rente noch herausfinden.
Sie suchen nach ausserirdischem Leben. Werden Sie deswegen als Spinner abgestempelt?
Es stört mich nicht, wenn das Leute sagen. Aber in den letzten Jahren gab es einen Denkwechsel. 2019 haben die Schweizer Wissenschaftler Michel Mayor und Didier Queloz einen Nobelpreis dafür gewonnen, dass sie den ersten Exoplaneten entdeckt haben, der einen sonnenähnlichen Stern umkreist. Das schlug hohe Wellen. Die Frage, ob es Leben im All gibt, ist nicht mehr so verrückt, weil wir schon einiges in die Richtung entdeckt haben.
Lohnt es sich überhaupt, nach Leben im All zu suchen?
Diese Frage höre ich oft. Verschwendet ihr nicht Steuergelder? Was kommt dabei raus? In erster Linie ist es eine philosophische Frage, ob wir allein im All sind. Die einen argumentieren, dass das eine wichtige Frage für die Menschheit ist. Andere sagen, man sollte lieber den Klimawandel angehen oder Krebs heilen. Aber das schliesst sich ja nicht aus.
Aber was ist der Nutzen Ihrer Forschung?
Wenn wir eine Weltraummission entwickeln, geht die Hälfte der Gelder in die Ausbildung von beispielsweise Doktoranden, die dann raus in die Wirtschaft gehen und Probleme der Gesellschaft lösen. Oder wir entwickeln Technologien, die auch in anderen Bereichen angewendet werden können. Das erste Ziel, Leben im All zu finden, ist eher abstrakt und philosophisch, aber dabei kommt viel Praktisches raus. Jeden Franken, den man in wissenschaftliche Forschung investiert, fliesst drei bis vier Mal in die Staatswirtschaft zurück.
Mich persönlich hat bisher keines dieser Ufo-Videos überzeugt.
Woran arbeiten sie aktuell?
Ich arbeite an der sogenannten «LIFE»-Weltraummission. Das ist momentan noch ein Konzept für ein zukünftiges Weltraumteleskop, für dessen Planung wir an der ETH die Führung übernommen haben. Einfach gesagt: Es ist eine Reihe von Teleskopen, die zusammen gestartet werden und miteinander kommunizieren. Durch eine bestimmte Technologie wären wir in der Lage, «spektroskopische Fingerabdrücke» von Planeten in unserer Nachbarschaft zu nehmen. So könnten wir tatsächlich zum ersten Mal in der Geschichte die Frage beantworten, ob es auf einem Planeten Wasser, Sauerstoff oder sogar Leben gibt.
Was sagen Sie zu vermeintlichen Ufo-Sichtungen?
Ich glaube nicht, dass Piloten, die etwas Auffälliges gesehen haben, Halluzinationen hatten. Sie sind trainiert, fliegende Objekte zu identifizieren. Mich persönlich hat bisher keines dieser Videos überzeugt. Ich spekuliere nur, aber es gibt so viele Phänomene in der Atmosphäre und Fehler von Kameras, die gleichzeitig geschehen könnten. Man sollte es aber nicht tabuisieren oder für verrückt erklären. Wir sollten das wissenschaftlich angehen, ohne Voreingenommenheit.