Lange war Schweizerdeutsch – im Gegensatz zu Hochdeutsch – praktisch nur eine gesprochene Sprache. Doch seit einiger Zeit schreiben immer mehr Menschen im Alltag ihre Mundart. Es sind längst nicht mehr nur die Jugendlichen, welche ihre Textnachrichten im Dialekt ins Smartphone tippen.
Bei der Verschriftlichung des Schweizerdeutschen herrscht ziemlicher Wildwuchs.
Aber: Bei der Verschriftlichung des Schweizerdeutschen herrscht ziemlicher Wildwuchs. Während einige sich eher an der Aussprache orientieren (z.B. «zùùgfaare», «sümpaatisch», «Trotwaar»), halten sich andere stark an die hochdeutsche Schreibung («zugfahre», «sympathisch», «Trottoir»).
Verständlichkeit als Ziel
Unter jungen Leuten ist der Wildwuchs bei der Verschriftlichung meist kein Problem – sie kommen mit verschiedensten Schreibweisen zurecht. Aber wenn der Adressat es nicht gewohnt ist, Mundart zu lesen, kann es zu Verständigungsproblemen kommen.
Um Missverständnisse zu verhindern, helfen ein paar Tipps:
- Eher hochdeutschnah schreiben: Gerade für ungeübte Dialektleserinnen ist eine hochdeutschnahe Schreibweise einfacher zu lesen – auch wenn dies auf Kosten der genauen Wiedergabe der Lautung geht. Wenn es also um den Inhalt geht – etwa in einer Textnachricht – dann empfiehlt es sich, hochdeutschnah zu schreiben.
- Wortgrenzen einhalten: Wenn Wörter zusammengeschrieben werden («i hasi imfall gseh»), ist der Text schwieriger zu lesen, als wenn die einzelnen Wörter voneinander getrennt sind («i ha si im Fall gseh»).
- «ie» nur bei Zwielaut: Im Hochdeutschen steht «ie» oft für ein langes «i». Im Schweizerdeutschen lesen wir das «ie» aber intuitiv als «i-e», als Diphthong (Zwielaut). Darum kann man zwar «lieb» auch im Schweizerdeutschen mit «ie» schreiben, «viel» hingegen nicht – es wird im Dialekt ja nicht als langes «i» ausgesprochen. Und was man sich gleich ganz abgewöhnen sollte: «ie» für ein langes «i» zu schreiben (z.B. «fiere» statt «fiire»).
- Kein «scht» und «schp» am Silbenanfang:
Oft sieht man Dialekt-Schreibungen wie «Schtund» oder «verschpilt». Das ch» ist dabei überflüssig. Im Hochdeutschen wird «st» und «sp» am Anfang eine Silbe immer «scht» und «schp» ausgesprochen. Darum lesen wir es automatisch richtig, auch ohne «ch». Anders ist es am Ende einer Silbe oder auf einer Silbengrenze: «Chaschperli» oder «fescht» widerspiegeln die typisch schweizerdeutsche Lautung, die sich von «fest» und «Kaspar» im Hochdeutschen unterscheidet. - Apostroph nur bei Buchstaben-Auslassung:
Im Dialekt setzen viele gerne Apostrophe: Man liest von «Z’vieri», s’isch» oder «d’Frau». All diese Apostrophe sind unnötig. «Zvieri», «s isch» und «d Frau» ist besser. Ein Apostroph wird (auch im Hochdeutschen) eigentlich nur dann gesetzt, wenn ein Buchstabe ausgelassen wurde, also etwa in «het’s» aus «het es». Und selbst dann kann man im Dialekt getrost auch «het s» schreiben.
Toleranz ist geboten
Diese Liste ist nicht abschliessend. Und es sind Tipps, keine verbindlichen Regeln! Auch der Schreiber dieses Artikels wendet nicht alle davon konsequent an.
Gerade für das alltägliche Verfassen von Textnachrichten wäre es viel zu anstrengend, sich exakt an eine bestimmte Schreibweise zu halten. Seien Sie also nicht zu streng zu sich selber und zu jenen, deren Nachrichten nicht immer auf Anhieb zu entziffern sind.