Die Schweiz ist schön. Tierisch schön. Und überall dort, wo es Tiere hat, fühle ich mich wohl. In den letzten Jahren hat das Angebot an Trekkings mit tierischer Begleitung massiv zugenommen. Heute wandert man nicht mehr nur mit Hunden, Pferden oder Lamas, auf den Schweizer Wanderwegen trifft man beinahe alles an, was vier Beine hat.
1. Kamele statt Kühe im Zürcher Unterland
Reiten auf einem Kamel empfehle ich allen fernwehgeplagten Menschen. In Oberglatt im Zürcher Unterland kann man ohne schlechtes Gewissen auf den Wüstenschiffen reiten. Auf der Kamelfarm von Kamel Ben Salem steht das Tier im Mittelpunkt.
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Bild 1 von 5. Kamel statt Kuh. Erwarten würde man im Zürcher Unterland Kühe oder vielleicht Hühner. Doch auf dem Hof in Oberglatt leben heute zweiundzwanzig Kamele. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Gute Stimmung. Outdoor-Reporter Marcel Hähni und Sidi, Chef der Herde, lernen sich vor dem Ausritt kennen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Unterwegs auf dem Wüstenschiff. Neugierige Blicke von anderen Spazierenden sind garantiert, wenn die Karawane an ihnen vorbeizieht. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Auf und davon. Die Kamelfarm liegt direkt neben dem Flughafen Zürich, Sinnbild für Heimat und Fernweh. Doch wieso in den Süden fliegen, wenn es Sahara-Feeling auch am Pistenrand zu erleben gibt? Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Schweizweit einzigartig. Auch dieses Jahr gab es Nachwuchs. Wie die Jungtiere einst heissen sollen können die Gäste der Kamelfarm mitbestimmen. Bildquelle: SRF.
Entstanden ist Bens Kamelfarm im Jahr 2004. Damals kaufte Ben Salem sein erstes Dromedar auf Gran Canaria und brachte es in die Schweiz. Mittlerweile leben auf seiner Farm in Oberglatt zweiundzwanzig Tiere. Im Unterschied zu Kühen gelte das Kamel hierzulande aber nicht als Nutz-, sondern als Wildtier, erklärt Ben Salem. Die Milch seiner Kamele, im Unterschied zu Kuhmilch im Abang leicht salzig, sei sehr gefragt. Auch Glace aus Kamelmilch kann auf dem Hof gekauft werden.
Wieso verreisen, wenn es das Sahara-Feeling auch zu Hause gibt?
Doch die Hauptattraktion für Gross und Klein und auch für mich, sind die Reitausflüge. Auf dem Kamel fühle ich mich tatsächlich ein bisschen wie in einem Boot auf einem See. Gemütlich schaukeln wir hin und her, vor und zurück. Wir reiten über grüne Felder und entlang der Piste des Flughafens. In nächster Nähe starten die Jets in die Feriendestinationen. Doch wieso verreisen, wenn es das Sahara-Feeling auch zu Hause gibt? In mir regt sich, auf dem Rücken eines Dromedars sitzend, eine Mischung aus Heim- und Fernweh.
2. Himalaya-Feeling: Yaks in den Walliser Alpen
Ein Trekking mit Yaks empfehle ich allen ruhelosen Gipfelstürmern. Denn Wandern mit einem Yak entspannt total. Ich habe mich spontan für ein Yak-Trekking mit Patricia und Christian Wyssenbach in Chermignon d'en Haut im Unterwallis entschieden und schnell gemerkt: Nein, schnell geht hier nichts.
Yaks sind robust, geländegängig und sehr ruhig. Doch Yaks seien auch sehr sensible Tiere und liessen sich zu nichts drängen, was sie nicht wollen, erklärt mir ihr Besitzer. Das Vertrauen eines Yaks gewinne man nur durch Ruhe, Geduld und Hingabe. Bei einem quirligen Reporter wie mir ist das nicht ganz einfach. Aber ich habe es trotzdem geschafft.
Du musst dich voll und ganz auf das Yak einlassen. Sonst spürt das Tier deine Abwesenheit und reagiert mit Angst.
Zuerst führe ich Orissa, mein Yak, an einer Leine. Später, als ich immer mehr zu meiner inneren Ruhe finde, führe ich sie per Hand auf ihrem Rücken. Am Schluss, denke ich mir die Richtung nur noch. Es funktioniert. Tier und Mensch sind gedanklich verbunden. Ein tolles Erlebnis.
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Bild 1 von 5. Himalaya im Wallis. Yak sind sehr sensible Tiere und lassen sich nicht zu etwas drängen, was sie nicht wollen. In der Schweizer Bergwelt fühlen sich die Tiere grundsätzlich aber sehr wohl. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Zusammen unterwegs. Nach einem ersten Kennenlernen geht es für mich und Yak Orissa auf die Wanderung. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Die erste Rast. Auf einer Waldlichtung unterhalb von Crans Montana machen wir die erste Pause. Die Yaks geniessen das frische Gras. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Liebe auf den zweiten Blick. Das Vertrauen der Yak gewinne man nur durch Ruhe, Geduld und Hingabe. Anfangs folgte mir das Yak noch nicht so wirklich. Doch die Liebe kam dann beim Mittagshalt. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Liebe zum Tier. Christian und Patricia Wyssenbach lieben ihre Yaks und geben diese Liebe auch den Gästen weiter, die mit ihnen und ihren Tieren auf ein Trekking kommen. Bildquelle: SRF.
Sieben Yaks besitzt Familie Wyssenbach. Mit ihren Tieren bieten sie das ganze Jahr über Halb- und Ganztageswanderungen in der Region um Crans-Montana an. Die Route wird dem Niveau der Teilnehmerinnen angepasst.
3. Auf den Spuren des Schweizer Nationalhundes
Einen Hundespaziergang mit Bernhardinern empfehle ich traditionsbewussten Familien. Die Geschichte von Barry, der auf dem Grossen St. Bernhard mindestens 40 Menschen das Leben gerettet haben soll, hat dem Bernhardiner einen Heldenstatus eingebracht.
Noch rund 600 Bernhardiner leben in der Schweiz, 30 davon in Martigny bei der Fondation Barry. Körperlich ist der heutige Bernhardiner mit dem legendären Rettungshund nicht mehr vergleichbar. Die grossen Tiere werden aber gerne als Therapiehunde eingesetzt.
Dem Bernhardiner wird oft nachgesagt er sei stur. Das stimmt nicht.
Die Hunde hier in Martigny sind so gut erzogen, dass wir locker an anderen Hunden vorbei gehen können. Den Bernhardinern werde oft nachgesagt, sie seien stur, sagt Madeleine Wagner von der Fondation Barry, die mich begleitet. Das stimme nicht. «Der Bernhardiner ist gemütlich, fröhlich und liebenswert.» Ich als grosser Hundefan bin begeistert von dem Spaziergang mit dem grossen, gutmütigen Hund an meiner Seite.
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Bild 1 von 5. Besuch beim Nationalhund. Bernhardiner können bis zu 80 Kilogramm schwer werden. Ihre Kraft darf nicht unterschätzt werden, auch wenn sie vom Wesen her sehr gutmütig seien. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Erinnerungsbild mit Hund. In Martigny oder im Sommer auch auf dem Grossen St. Bernhard, kann man in Begleitung einer Fachperson mit den Bernhardinern spazieren gehen. Inklusive «Familienfoto». Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Der Pass als Namensgeber. Im Sommer kann man auch auf der Passhöhe des grossen St. Bernhards mit den Hunden wandern gehen. Bildquelle: Keystone / Iris Kuerschner.
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Bild 4 von 5. Vom Rettungs- zum Therapiehund. Die heutigen Bernhardinerhunde werden kaum mehr in der Lawinenrettung eingesetzt. Doch wegen ihrer Gutmütigkeit sind sie als Therapiehunde sehr geschätzt. Bildquelle: Keystone / Iris Kuerschner.
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Bild 5 von 5. Regelmässige Zahnpflege. Regelmässiges Zähneputzen bei den Hunden gehört auch dazu. Bei der Fondation Barry in Martigny wird das Erbe des legendären Barry verwaltet. Bildquelle: Keystone / Iris Kuerschner.
In Begleitung einer Fachperson kann man im Sommer mit den Bernhardinern auf der Passhöhe wandern, im Winter in Champex-Lac. Ich habe viel über den Nationalhund gelernt. Doch etwas bleibt auch nach meinem Besuch im Wallis ein Geheimnis: Der Inhalt des legendären Fässchens.
4. Auf Kühen zum Rhein reiten
Kuhreiten empfehle ich allen Cowboys und Cowgirls. Und ja, richtig gelesen: auch auf Kühen kann man reiten, sehr gut sogar. Der grosse Vorteil: Kuhreiten ist gemütlich und entspannt total. Vorausgesetzt, man setzt die zwei gelernten Kommandos konsequent durch: «Vorwärts» und «Stopp». Denn gerade Kühe sind besonders empfänglich für die grüne Wiese entlang der Strecke.
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Bild 1 von 5. Original Cowboy. Die Welt hinter mir. Das Wasser unter mir. Auf dem Rücken der Kuh erlebt man die totale Entspannung. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Die Reitkuh. Stolz, schön, entspannt: Reitkuh Louise vor ihrem Einsatz. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Nur zwei Kommandos. «Stopp» und «weiter», mehr Kommandos braucht es nicht. Die Kühe lassen sich einzig durch das saftige Gras entlang der Strecke ablenken. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Abkühlung im Fluss. Ziel der kleinen Tour ist der Rhein bei Hemishofen. Die Kühe steigen ins Wasser und bleiben dort, bis sie sich von selbst entscheiden, wieder hinauszusteigen. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Attraktion Kuh-Karawane. Das Reiten auf den Kühen von Hemishofen ist eine Attraktion. Immer wieder halten Velofahrer an und wollen die Karawane fotografieren. Bildquelle: SRF.
Zehn Kühe von Doris und Heinz Morgenegg aus Hemishofen sind über die Jahre hinweg zu Reitkühen ausgebildet worden. Entdeckt hat Heinz Morgenegg das Talent seiner Kühe durch Zufall. Einst waren seine Kinder an einem Anlass, bei welchem man auf Kamelen reiten konnte. Sie berichteten ihm von den langen Wartezeiten und der kurzen Reitrunde. Da war für den Biobauern klar: Das könnte man auch auf seinen Kühen machen. Noch am selben Abend habe er im Stall probiert, seinen Kühen auf den Rücken zu sitzen. Bei neun von zehn habe es geklappt.
Noch am gleichen Abend probierte ich auf den Rücken meiner Kühe zu sitzen.
Hemishofen liegt im Kanton Schaffhausen. Es ist ein wunderschönes Dorf in einer naturumgebenen Region am Rhein, die man auf dem Rücken der Kühe auf kurzen oder halbtägigen Trekkingtouren erkunden kann. Hier komme ich zur Ruhe. Ich reite auf meiner Kuh in den Nachmittag heinein. Vergessen ist die Hektik der Grossstadt. Ich bin total entspannt. Nicht umsonst heisst es ja: Auf dem Rücken der (Pferde) Kühe liegt das Glück dieser Erde.
5. Mit Sack, Pack und Geiss durch den Jura
Wandern mit Geissen empfehle ich neugierigen Personen. Denn so habe ich auch die Ziegen von Vera Schmid kennengelernt. Mit den Packgeissen geht die Post ab, wenn man loszieht in die Wälder und Wiesen hinter dem Stall in Mönthal im Kanton Aargau.
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Bild 1 von 5. Geissenpeter Marcel. Ziegen werden schnell zutraulich. Noch schneller, wenn man etwas essbares im Hosensack oder Rucksack dabei hat. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Frei unterwegs. Im Wald laufen die Geissen frei herum: hinter uns, manchmal auch vor uns. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Neugierig und verspielt. Die Ziegen erkunden sofort, was der Outdoor-Reporter unbeaufsichtigt liegen lässt. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Packgeissen. Bis zu 20 Kilogramm können sie selber tragen. Das ist rund ein Fünftel des Gesamtgewichts eines ausgewachsenen und kastrierten Geissbocks. Die Taschen werden an einem Sattel auf dem Rücken der Tiere beidseitig befestigt. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Geissen-Agility. Nach dem Spaziergang trainiert Besitzerin Vera Schmid mit ihren Geissen noch im Hindernisparcours vor dem Stall. Bildquelle: SRF.
Packgeissen sind grosse und kräftige Ziegen und können bis zu 120 Kilogramm schwer werden. Bei Vera Schmid leben alte Schweizer Ziegenarten, wie zum Beispiel Pfauenziegen, Pfauenziegen-Mischlinge und ein schwarzer Bündner Strahlen- Bock. Sie können bis zu einem Fünftel ihres Körpergewichts tragen, also rund 20 Kilogramm.
Die Geissen sind sehr neugierig und wirken sehr schnell beruhigend auf uns Menschen.
Mönthal liegt versteckt in einer Talsenke im Bezirk Brugg eingebettet zwischen dem Falten- und Tafeljura, für mich erkennbar am typischen gelben Juragestein. Mit den Geissen von Vera Schmid kann man gemütliche Wanderungen oder halbtägige Touren machen. Nebst dem, dass die Ziegen unsere Emotionen spiegeln könnten und sehr neugierig seien, wirke ihre Präsenz auch sehr beruhigend auf uns Menschen, so die Besitzerin.
Mir wurde es nie langweilig. Die Tiere sprangen vor, hinter und neben mir vorbei. Am Schluss dann noch die Erkenntnis: Geissen sind auch wahre Akrobaten. Auf einem Parcours vor dem Hof trainiert Vera Schmid die Geschicklichkeit ihrer Tiere. Und auch ich durfte mich im Geissen-Agility probieren. Spass ist garantiert!