Beispiel 1: Die Regenbogenbinde
Der deutsche Torhüter Manuel Neuer wirbt an der Fussball-EM mit der regenbogenfarbenen Kapitänsbinde am Arm für Toleranz und Vielfalt. Die UEFA will zuerst ermitteln, stellt diese aber wieder ein. Es sei für einen «guten Zweck».
In diesen Farben sollte das Münchner Fussballstadion rund um das Spiel gegen Ungarn leuchten. Eine indirekte Kritik an Ungarn. Das Land hat die Rechte von Schwulen, Lesben-, Bisexuellen- und Transgender eben eingeschränkt.
Der ungarische Aussenminister ermahnte die Deutschen, Sport und Politik nicht zu vermischen. Die UEFA verbietet den Farbenwechsel mit der Begründung auf das «einheitliche Stadiondesign».
Beispiel 2: Black Lives Matter
Alle belgischen Spieler sowie das Schiedsrichter-Team gehen vor dem Anpfiff des Spiels zwischen Russland und Belgien auf die Knie. Das Niederknien gilt als Solidarisierung mit der «Black Lives Matter»-Bewegung. Diese richtet sich gegen Polizeigewalt und Rassismus im Allgemeinen.
Die Spieler Russlands bleiben stehen, die russischen Fans pfeifen die Geste lautstark aus. Das Argument der Gegner: Das Niederknien sei eine politische Geste, die im Fussball verboten sei.
Beispiel 3: Die Trikotfrage
Das Trikot der ukrainischen Mannschaft zeigt die Landesgrenzen samt Krim. Der russische Verband beschwert sich bei der UEFA. Die Karte der Ukraine samt Krim, die von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel, darf bleiben. Hingegen der Spruch «Ruhm unseren Helden» auf dem Kragen muss weichen. Das sei «eindeutig politischer Natur», findet die UEFA.
Skandale der Sportgeschichte
Ein Blick in die Geschichte des Sports zeigt, dass die strikte Trennung von Sport und Politik lange nicht immer gelingt. Sei dies wegen des individuellen Engagements einzelner Athletinnen oder Athleten, oder wegen politischer Aktionen beteiligter Nationen.
1995 spielte das Schweizer Team von Coach Roy Hodgson in Schweden um die Qualifikation zur EM 1996 in England. In Erinnerung bleibt bis heute weniger das 0:0 als die Ereignisse während der Nationalhymne. Die Mannschaft rollte ein Leintuch aus. Darauf stand: «STOP IT CHIRAC». Dieser Protest gegen die Atomtests von Frankreich im Südpazifik sorgte weltweit für Aufsehen.
Die Mannschaft entging einer Bestrafung. Die UEFA machte im Nachgang aber ihre Mitgliedverbände darauf aufmerksam, dass in Zukunft politische Aktionen auf dem Spielfeld streng bestraft werden würden.