Als Geisterjäger ging Beat Schlatter im Belchentunnel der Geschichte der Weissen Frau auf die Spur. Seit den 1980er-Jahren kursiert die unheimliche Sage. Verschiedene Personen berichteten von einer dunkel gekleideten, bleichen Frau, die am Tunneleingang als Autostopperin erscheine.
Ich möchte an Geister glauben
Gesehen hat Beat Schlatter die Weisse Frau im Belchentunnel nicht. Enttäuscht ist er deswegen aber nicht. «Geister warten nicht, bis man kommt. Geister kommen dann, wenn man es nicht erwartet. Sonst wären es ja keine Geister», sagt er.
Als Künstler fühle sich Beat Schlatter verpflichtet, auch an gespenstische Geschichten zu glauben, die Fantasie spielen zu lassen und diese Geschichten weiterzudenken. Ob er selber an Geister glaubt? «Ich möchte daran glauben», so Beat Schlatter.
Ein unerklärliches Phänomen
1983 sollen zwei Juristinnen die Weisse Frau gesehen und mit ihr gesprochen haben. Die Weisse Frau habe berichtet, dass es ihr gar nicht gut gehe – und etwas Fürchterliches passieren werde. Die beiden Juristinnen ahnten nichts – bis die weisse Frau bei voller Fahrt plötzlich verschwunden war.
Aufgewühlt stürmten die zwei Frauen vor über 30 Jahren ins nahegelegene Gasthaus zur Spanischen in Härkingen und erzählten dem Wirtepaar was passiert war.
Heute noch sind Marie-Theres und Paul Burkhardt Wirte im Gasthaus zur Spanischen in Härkingen. Beat Schlatter blickt mit ihnen zurück auf diese Begegnung mit den beiden Studentinnen im Jahre 1983. Sie hätten geweint, seien hysterisch gewesen und hätten erzählt, wie die Weisse Frau plötzlich verschwunden gewesen sei. «Das waren normale Frauen, wir hatten nicht das Gefühl, dass sie uns ‹Seich› erzählen», erinnert sich Paul Burkhardt. Deshalb hätten sie damals die Polizei gerufen. Doch die Polizisten hätten sie nur ausgelacht.
Immer wird von dieser Frau erzählt. Aber ich glaube es nicht.
Das Phänomen aus dieser Nacht können die Burkhardts bis heute nicht verstehen. Denn das Wirtepaar glaubt nicht daran, dass die Weisse Frau im Belchentunnel existiert. «Wenn einem selber nichts Komisches passiert ist, glaubt man es sowieso nicht», sagen sie. Und trotzdem erinnern sie sich noch heute an diese unheimliche Geschichte.
Die Linde von Linn
Unheimliche Geschichten sollen sich unter der Linde von Linn ereignet haben. Eine davon besagt, dass Dutzende Opfer der Pest dort begraben sind. Trotzdem wirkt die Linde von Linn auf viele Menschen anziehend, die Sitzbänke unter den wuchtigen Ästen sind selten leer. Radio SRF 1-Geisterjäger Beat Schlatter trifft sich unter der mächtigen Linde mit den Sagenexperten Irene Wegmann und Peter Rüegg. Die grosse Linde ist in der Dunkelheit gespenstisch. Der Nebel hat sich in der Baumkrone gesammelt.
Fotograf Michel Jaussi hat eine feste Webcam bei der Linde installiert. Zur Webcam.
Es gibt noch weitere Orte in der Schweiz, an denen es spuken soll: Ein Beispiel ist das Kurhaus Val Sinestra.
Im Engadiner Kurhotel Val Sinestra soll es spuken: Die Rede ist von einem Geist, einem untoter Belgier, einem Kriegsbeschädigter. Ein kleiner, hagerer Mann soll er sein, nicht grösser als 1.70 Meter. Die Hotelangestellten haben sich längst an seine Präsenz gewöhnt und nennen ihn liebevoll «Hermann».
Vor 37 Jahren hat der Hoteldirektor Peter Kruit das abgelegene Kurhotel übernommen. Schon beim ersten Besuch im Hotel seien ihm mysteriöse Erschütterungen aufgefallen. Später hätten französische Geisterjäger von klirrendem Geschirr mitten in der Nacht berichtet. «Kulturplatz» hat das Geisterhotel besucht (siehe Video).
Die Glocke im Schloss Lenzburg
Zum Hof in der Landvogtei im Schloss Lenzburg hängt eine Glocke. Bei Vollmond soll diese Glocke schlagen – auch wenn niemand oben auf Schloss Lenzburg ist. Die Geschichte dahinter ist mysteriös: Unweit von Lenzburg soll einst ein Mann ermordet auf der Strasse gefunden worden sein. Weil der Mörder nicht ermittelt werden konnte, entschied man, der Leiche einen Knochen auszubrechen und ihn an den Zug der Schlossglocke zu Lenzburg zu hängen. Dort musste jeder läuten, der beim Landvogt Recht oder Almosen suchte. Lange Jahre war der Knochen zwecklos so angebunden gewesen, bis in einer Vollmondnacht ein bettelnder Greis die Glocke zog und plötzlich darüber mit Blut bespritzt wurde. Man verhaftete ihn, und er gestand, in seiner Jugend jenen Mann angefallen und ermordet zu haben. Auch dieser Geschichte geht Beat Schlatter nach.
Das Spukhaus von Melchior Joller in Stans
Poltern, unheimliche Gestalten, komische Geräusche: Im August 1862 berichtet Melchior Joller von aussergewöhnlichen Geschehnissen in seinem Haus in der Spichermatt in Stans. Neun Wochen lang rätselt die Innerschweiz darüber, ob die Geschichten wahr oder erfunden sind.
Schliesslich flüchtet die Familie Melchior Joller aus Stans. Das Haus geht als Spukhaus von Stans in die Geschichte ein. 2010 wurde es abgerissen. Im Film unten sehen Sie die Geschichte mit originalen Archivbildern aus 1892.
Kennen Sie weitere unheimliche Orte in der Schweiz? Schreiben Sie uns unten im Kommentarfeld.
Unterwegs mit Geisterjägern
Die Sendung «Reporter» begleitete 2008 drei Geisterjäger bei ihrer Arbeit. Dabei ereigneten sich mitten im Dreh unheimliche Dinge. Der Film aus dem Archiv: