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Fritz Zwicky sitzt vor einem sehr grossen Teleskop.
Legende: Blick in die Sterne. Zwicky vor dem 48-Zoll-Schmidt-Telskop im Observatorium auf dem Mount Palomar in Kalifornien. Fritz-Zwicky-Stiftung Glarus

Radio SRF 1 Fritz Zwicky: Aus den Glarner Bergen in den Forschungsolymp

Er war ein Unikum. Ein Forscher, der seiner Zeit Voraus war. Einer, der in kein Schema passte – universell begabt und offen gegenüber anderen Wissenschaften. So wird der Glarner Fritz Zwicky beschrieben. 2018 wäre er 120-jährig geworden. In seiner Heimat wird er mit einer Ausstellung geehrt.

Das Besondere an Fritz Zwicky ist, dass er sich zeitlebens mit vielen Disziplinen beschäftigte. Er war ein Universalgelehrter und ein Original, das in keine Schublade passte. Seine Biographie ist voller unerwarteter Wendungen.

Audio
Die Sendung «Doppelpunkt» über Fritz Zwicky
aus Doppelpunkt vom 14.09.2018. Bild: Fritz-Zwicky-Stiftung Glarus
abspielen. Laufzeit 49 Minuten 42 Sekunden.

Durch einen glücklichen Zufall kam Zwicky als junger Forscher nach Kalifornien. Dort machte er zuerst als Physiker Schlagzeilen. Später wechselte er in die Astrophysik und die Astronomie. Und als der Krieg ausbrach, half er mit, bessere Treibstoffe für Raketen zu ermitteln. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich Zwicky der Weltraumffahrt zu. Er war der Erste, dem es gelang, mit einer zweistufigen Rakete ein Objekt in den Weltraum zu schiessen.

Freundschaft mit Albert Einstein

Zwicky verband eine lange Freundschaft mit dem knapp 20 Jahre älteren Albert Einstein. Die Wege der beiden Physiker kreuzten sich immer wieder – und sie inspirierten einander gegenseitig. Einstein war einer, der mit den Ecken und Kanten von Zwicky umgehen konnte.

Schwarzweisses Gruppenbild mit vielen Männern.
Legende: Gruppenbild mit Albert Einstein. Fritz Zwicky war ein Freund von Albert Einstein. Gemeinsam sind sie auf einem Gruppenbild der Mitarbeiter des California Institute of Technology in Pasadena zu sehen (3. und 4. von rechts). Das Bild entstand 1931 oder 1932. Fritz-Zwicky-Stiftung Glarus

«Wie geht es am Besten?»

Diese Frage faszinierte Fritz Zwicky. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Ob er nun steile Glarner Berge bestieg, ob er sich mit naturwissenschaftlichen Fragen herumschlug, ob er nach dem best möglichen Treibstoff für Raketen suchte oder ob er mit seinen Töchtern Ball spielte – immer war es diese Frage, die ihn umtrieb.

Fritz Zwicky vor einer Schiefertafel, auf der Zahlen und Buchstaben zu sehen sind.
Legende: Für jedes Problem die beste Lösung finden. Fritz Zwicky entwickelte ein systematisches Vorgehen, um für komplexe Probleme die best mögliche Lösung zu ermitteln. Er nannte dieses Vorgehen «morphologisches Denken». Fritz-Zwicky-Stiftung Glarus

Sein Motto lautete: Jede mögliche denkbare Lösung muss zuerst ohne Vorurteile geprüft und dann muss die best mögliche Lösung ermittelt werden. Dieses Vorgehen nannte Zwicky morphologisches Denken. Es ist insbesondere für komplexe Probleme wie den Umgang mit Ressourcen oder die Klimaerwärmung hilfreich und kommt noch heute in vielen Wissenschaften zur Anwendung. Laut Zwicky soll die morphologische Denkmethode nicht im Dienst von Einzelinteressen stehen, sondern für Lösungen angewendet werden, die der Allgemeinheit zugute kommen.

Zwicky: Unberechenbares Unikum

Im Umgang mit Menschen wandte Zwicky seine morphologische Denkweise allerdings nicht immer an. Einerseits interessierte er sich für jeden und jede und wollte von allen lernen, sei es nun von einem Wissenschaftler oder einem Handwerker. Andererseits nahm er kein Blatt vor den Mund, stellte seine Gesprächspartner oft bloss und hielt mit harter Kritik nicht zurück. Damit stiess er viele vor den Kopf. Und so erklärt sich auch sein Biograph Alfred Stöckli, dass Fritz Zwicky nicht so bekannt ist, wie er es eigentlich verdient hätte. Ein weiterer Grund könnte sein, dass sich der Universalgelehrte mit so vielen Gebieten beschäftigte, dass er sich nirgends ganz durchsetzte.

Für die Förderung und Entwicklung seiner drei Töchter nahm sich Zwicky gerne Zeit. Er propagierte, dass jeder Mensch etwas ganz besonders gut könne und dass jeder Mensch glücklich werde, der sein «Genie» verwirklichen könne.

Ein Swissair-Flugzeug. Auf der Treppe steht Fritz Zwicky mit einer Frau und zwei Mädchen.
Legende: Der Forscher, der Familienmensch. Fritz Zwicky gemeinsam mit seiner Frau Margrit und zwei der gemeinsamen drei Töchter. Die Kinder wuchsen in Kalifornien auf, wo ihr Vater forschte. Fritz-Zwicky-Stiftung Glarus

Tödlicher Leistenbruch

Die Ironie des Schicksals wollte es, dass ausgerechnet der leidenschaftliche Naturwissenschaftler Fritz Zwicky aufgrund eines Ärztefehlers aus dem Leben schied. Er starb 1974 im Alter von 76 Jahren völlig unerwartet an den Folgen eines Leistenbruchs, der gar nicht hätte operiert werden müssen. Das erzählt seine Tochter Franziska Pfenninger Zwicky.

2018 wäre Fritz Zwicky 120 Jahre alt geworden. Das Ortsmuseum Mollis ehrt seinen wohl grössten Forscher mit einer Ausstellung. Sie dauert noch bis im Februar 2019.

Video
Der Astrophysiker Fritz Zwicky
Aus Archivperlen vom 01.03.1973.
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