Das Besondere an Fritz Zwicky ist, dass er sich zeitlebens mit vielen Disziplinen beschäftigte. Er war ein Universalgelehrter und ein Original, das in keine Schublade passte. Seine Biographie ist voller unerwarteter Wendungen.
Durch einen glücklichen Zufall kam Zwicky als junger Forscher nach Kalifornien. Dort machte er zuerst als Physiker Schlagzeilen. Später wechselte er in die Astrophysik und die Astronomie. Und als der Krieg ausbrach, half er mit, bessere Treibstoffe für Raketen zu ermitteln. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich Zwicky der Weltraumffahrt zu. Er war der Erste, dem es gelang, mit einer zweistufigen Rakete ein Objekt in den Weltraum zu schiessen.
Freundschaft mit Albert Einstein
Zwicky verband eine lange Freundschaft mit dem knapp 20 Jahre älteren Albert Einstein. Die Wege der beiden Physiker kreuzten sich immer wieder – und sie inspirierten einander gegenseitig. Einstein war einer, der mit den Ecken und Kanten von Zwicky umgehen konnte.
«Wie geht es am Besten?»
Diese Frage faszinierte Fritz Zwicky. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Ob er nun steile Glarner Berge bestieg, ob er sich mit naturwissenschaftlichen Fragen herumschlug, ob er nach dem best möglichen Treibstoff für Raketen suchte oder ob er mit seinen Töchtern Ball spielte – immer war es diese Frage, die ihn umtrieb.
Sein Motto lautete: Jede mögliche denkbare Lösung muss zuerst ohne Vorurteile geprüft und dann muss die best mögliche Lösung ermittelt werden. Dieses Vorgehen nannte Zwicky morphologisches Denken. Es ist insbesondere für komplexe Probleme wie den Umgang mit Ressourcen oder die Klimaerwärmung hilfreich und kommt noch heute in vielen Wissenschaften zur Anwendung. Laut Zwicky soll die morphologische Denkmethode nicht im Dienst von Einzelinteressen stehen, sondern für Lösungen angewendet werden, die der Allgemeinheit zugute kommen.
Zwicky: Unberechenbares Unikum
Im Umgang mit Menschen wandte Zwicky seine morphologische Denkweise allerdings nicht immer an. Einerseits interessierte er sich für jeden und jede und wollte von allen lernen, sei es nun von einem Wissenschaftler oder einem Handwerker. Andererseits nahm er kein Blatt vor den Mund, stellte seine Gesprächspartner oft bloss und hielt mit harter Kritik nicht zurück. Damit stiess er viele vor den Kopf. Und so erklärt sich auch sein Biograph Alfred Stöckli, dass Fritz Zwicky nicht so bekannt ist, wie er es eigentlich verdient hätte. Ein weiterer Grund könnte sein, dass sich der Universalgelehrte mit so vielen Gebieten beschäftigte, dass er sich nirgends ganz durchsetzte.
Für die Förderung und Entwicklung seiner drei Töchter nahm sich Zwicky gerne Zeit. Er propagierte, dass jeder Mensch etwas ganz besonders gut könne und dass jeder Mensch glücklich werde, der sein «Genie» verwirklichen könne.
Tödlicher Leistenbruch
Die Ironie des Schicksals wollte es, dass ausgerechnet der leidenschaftliche Naturwissenschaftler Fritz Zwicky aufgrund eines Ärztefehlers aus dem Leben schied. Er starb 1974 im Alter von 76 Jahren völlig unerwartet an den Folgen eines Leistenbruchs, der gar nicht hätte operiert werden müssen. Das erzählt seine Tochter Franziska Pfenninger Zwicky.
2018 wäre Fritz Zwicky 120 Jahre alt geworden. Das Ortsmuseum Mollis ehrt seinen wohl grössten Forscher mit einer Ausstellung. Sie dauert noch bis im Februar 2019.