Reis aus der Schweiz - «Schweizer Nassreis ist ein Nischenprodukt mit Potenzial»
Je überlegt, woher der Reis stammt? Von einer Reisterrasse in Thailand, so das Klischee. Der Risotto? Mit grosser Wahrscheinlichkeit aus Italien. Die Überraschung: Er wächst auch bei uns. Bereits 13 Betriebe nördlich der Alpen setzen auf Nassreis.
Wo wird Nassreis angebaut?
In der Schweiz wurde nördlich der Alpen 2017 erstmals mit Nassreis experimentiert. Dieser wächst im Gegensatz zu Trockenreis in gefluteten Feldern und ist global gesehen die gängigste Anbaumethode. Mittlerweile gibt es 13 Landwirtschaftsbetriebe, die auf einer Fläche von 19.5 Hektaren Nassreis anpflanzen. Der grösste Betrieb ist der von Léandre Guillod und seiner Familie. Sie setzen seit 2019 auf Nassreis. In Mont-Vully und Kappelen bei Aarberg konnten sie letztes Jahr 25 Tonnen ernten. Nebst Risotto-Sorten auch Schwarz-, Jasmin- und Sushireis.
Warum baut man Nassreis an?
«Vor 30 Jahren hätte niemand Reis angebaut», erklärt Yvonne Fabian vom landwirtschaftlichen Forschungszentrum Agroscope. Der Klimawandel und der Wasserreichtum der Schweiz machen es heute möglich. Die konkrete Idee sei aber beim Ersetzen alter Drainagen entstanden. «Könnte man trockengelegte Äcker auch wieder vernässen, um biodiverse Lebensräume wiederherzustellen, aber ohne Ertragseinbussen?» Man müsse als Landwirt innovativ sein, sagt Guillod. Einen Drittel seines Umsatzes mache er bereits mit Reis. Das Kilo kostet rund 13 Franken.
Woher stammt der Reis, den wir konsumieren?
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Wie viel Reis essen wir?
Im Durchschnitt konsumierte in der Schweiz im Jahr 2022 jede Person 6.5 Kilogramm Reis. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist leicht steigend und circa 10 Prozent höher als vor 10 Jahren.
Zum Vergleich: Weizen essen wir 76 kg pro Person und Jahr, bei Kartoffeln sind es rund 47 Kilogramm.
Woher stammt unser Reis?
Die Schweiz hat 2022 circa 60'000 Tonnen Reis als Nahrungsmittel importiert. 21'000 Tonnen stammten aus Italien. 15'000 Tonnen importierte die Schweiz aus Thailand und 7'000 Tonnen aus Indien.
Wie viel Schweizer Reis gibt es?
Die Schweizer Reisproduktion deckt weniger als ein Prozent des Verbrauchs.
Im Tessin wird seit 1997 Trockenreis angebaut. Vergangenes Jahr konnten im Maggia-Delta 85 Tonnen Reis geerntet werden. Die Anbaufläche war 54 Hektaren gross. Auch im Norden experimentierten einzelne Landwirte mit Trockenreis, aber weniger erfolgreich.
Nördlich der Alpen wurden 2017 erste Versuche mit Nassreis gestartet. Mittlerweile pflanzen 13 Betriebe Nassreis an. Vergangenes Jahr auf einer Gesamtfläche von 19.5 Hektaren. Gemäss Agroscope betrage die Ernte je nach Jahr zwischen 0 und 7 Tonnen Rohreis pro Hektare.
Zum Vergleich: In Italien wächst Reis auf rund 234'000 Hektaren.
(Quellen: Agristat / Agroscope / Iva.de / Terreni alla Maggia)
Wie wird Nassreis angebaut?
Den Reisanbau könne man nicht mit dem Gemüseanbau vergleichen. «Wir arbeiten im Wasser», erklärt Guillod, «bei allen anderen Kulturen versuchen wir das zu vermeiden». Der Anbau sei aufwendig. Die Felder müssen perfekt planiert sein. Die Setzlinge pflanzt er wie in Asien direkt ins Wasser. So könne er einen Grossteil des Unkrauts kontrollieren. Nicht aber die Hühnerhirse. Da Herbizide im Wasser verboten sind, muss von Hand gejätet werden. «Es ist eine Challenge, aber es macht Spass.»
Was hat Reis mit Biodiversität zu tun?
Der Nassreisanbau sei eine Win-win-Situation für Mensch und Natur, erzählt Yvonne Fabian. «Wenn man durch ein Reisfeld läuft, dann hüpft, fliegt und quakt es wie verrückt». Viele Pionierarten, etwa Libellen, profitieren von den gefluteten Lebensräumen. Amphibien und Vögel, die auf der Roten Liste stehen, können in den Reisfeldern gefördert werden. «Frösche, Unken und Kröten pflanzen sich fort. Kiebitze haben schon erfolgreich im Reisfeld gebrütet.» Viele Spazierende würden anhalten, um die Felder und die Tiere zu beobachten.
Ist Reis nicht klimaschädlich?
Nassreis gilt als Klimakiller. Er wird für rund 15 Prozent des weltweiten Methan-Ausstosses verantwortlich gemacht. Eine aktuelle Studie von Agroscope lässt aber aufhorchen. Messungen in einer Versuchsanlage legen eine positive Klimabilanz für den Schweizer Reis nahe. Wieder vernässte organische Böden stiessen weniger Treibhausgase aus als trockengelegte Felder. Die Reduktion des CO₂-Ausstosses überwog den Anstieg der Methan-Emissionen. Ob sich diese Resultate auf die Klimabilanz ganzer Reisfelder übertragen lassen, wird zurzeit erforscht.
Welches Potenzial liegt im Reisanbau?
Agroscope hat errechnet, dass der Anbau von Nassreis auf 1000 Hektaren möglich wäre. «Das Potenzial ist da», ist Landwirt Guillod überzeugt. Es werde aber eine Nischenkultur bleiben. Der Reis soll sein Haupteinkommen werden. Auch Fabian glaubt an die Zukunft des Reises und sie hofft auf Erkenntnisse aus der Forschung: Zum Beispiel suche man noch Möglichkeiten, eine Fruchtfolge zu generieren.
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