Die Erträge der Reisernten in Asien stagnieren, auch in Indien. Allein wegen der Trockenheit gingen im letzten Jahr 13 Prozent der Reisernte verloren. Laut SRF-Südasienkorrespondentin Maren Peters gibt es viele Gründe, warum die Reisproduktion in Indien unter Druck gerät.
«Ein Grund dafür ist, dass es wegen der zunehmenden Besiedlung weniger Anbaufläche gibt. Wo noch gepflanzt werden kann, sind die Böden oft durch jahrzehntelangen Pestizid- und Düngemitteleinsatz ausgelaugt», sagt sie. Hinzu kommt, dass Reis eine sehr wasserintensive Pflanze ist. Durch die jahrzehntelange Bewässerung der Felder sei der Grundwasserspiegel vielerorts gesunken, das Wasser wird rar.
Letztes Jahr gab es eine Hitzewelle mit grosser Trockenheit, und im Herbst war der Monsun dann ungewöhnlich lang und heftig.
Ein weiterer Grund, vermutlich der wichtigste, ist der Klimawandel. Das habe man in Indien im letzten Jahr beispielhaft gesehen. «Erst gab es eine Hitzewelle mit grosser Trockenheit, und später im Jahr, im Herbst, war der Monsun dann ungewöhnlich lang und heftig.» Ein Teil der Reisernte ist buchstäblich ins Wasser gefallen.
Was bedeutet die Reisknappheit für Indien?
Indien ist der mit Abstand wichtigste Reisproduzent und -exporteur der Welt. Reis ist daher wirtschaftlich sehr wichtig. Und Indien ist, wie viele asiatische Länder, ein grosser Reiskonsument.
Weil in Indien sehr viele Arme und Bauern leben, ist der Reispreis in Indien sehr politisch. Unter anderem sei wegen der schlechten Ernte der Reispreis gestiegen. Das wiederum habe die Nahrungsmittelinflation angeheizt.
Um den Reispreis und damit die Inflation zu begrenzen, hat die Regierung im September einen Exportbann auf bestimmte Reissorten verhängt. Das hat die Situation zwar etwas beruhigt, im Ausland aber für Verärgerung gesorgt, weil weniger Reis auf den Weltmarkt kam und so die Preise nach oben getrieben wurden.
Opfer und Treiber des Klimawandels
Beim Reisanbau entstehen Treibhausgase, weil der Reis auf bewässerten Feldern angebaut wird. Die Pflanzen stehen oft im Wasser und im Schlamm des Bodens, wo sich Methan-erzeugende Bakterien stark vermehren können. Methan ist ein extrem schädliches Klimagas.
Vor den Wahlen im nächsten Jahr in Indien wird sicher niemand die Subventionen für Reis antasten.
Der Reisanbau werde für bis zu 17 Prozent des weltweiten Methanausstosses verantwortlich gemacht, so Peters. Beim Transport werde noch mehr Treibhausgas freigesetzt. «Aber im Vergleich zu den Mengen, die beim Anbau entstehen, ist das fast zu vernachlässigen.»
Anreize trotz Nachteilen
Die indische Regierung garantiert für Reis und Weizen staatliche Abnahmepreise. Diese liegen oft über den Marktpreisen. Die Regierung legt grosse Lager an und verteilt den Reis später an die Armen.
Auch Pestizide werden subventioniert. Das schafft grosse Anreize, weiterhin Reis in grossem Stil anzubauen, trotz der vielen bekannten Nachteile. «Im nächsten Jahr sind Wahlen in Indien. Vorher wird niemand diese Subventionen antasten.»