Schneemangel, grüne Pisten, fast frühlingshafte Temperaturen: Diese Probleme hatten zuletzt viele Weltcup-Standorte. Aktuell etwa Adelboden. Ganz neu sind die Probleme aber nicht. Schon vor fast 40 Jahren hat die Schweiz mit Ebnat-Kappel einen Weltcup-Standort verloren: Der Ort im Toggenburg hat ab Ende der 60er Jahre Rennen am sogenannten Girlenhang veranstaltet. Zumeist waren es Rennen auf FIS- oder Europacup-Stufe. Zweimal jedoch war auch der Weltcup zu Gast.
1977: Menschenmassen und Schweizer Doppelsieg
1977 war der alpine Skizirkus erstmals Gast im Toggenburg mit dem Weltcuprennen am 2. Januar. Ein Erfolg: Fast 30'000 Besucherinnen und Besucher waren vor Ort. Kaum je habe ein internationales Skirennen in der Schweiz so viele Menschen an die Piste gelockt, schrieb die Schweizer Illustrierte. Und sie konnten sogar einen Schweizer Doppelsieg bejubeln: Heini Hemmi gewann den Riesenslalom vor seinem Bruder Christian Hemmi.
Hinter den Kulissen war das Rennen aber «ein Sauchrampf», wie es ein Funktionär damals ausdrückte. Mit ein Grund: Ebnat-Kappel liegt auf gerade mal 630 Meter über Meer. Genügend Schnee zu Jahresbeginn war daher alles andere als selbstverständlich. Das Wetter war immer Thema, erinnert sich Erwin Schällibaum, der 1977 als Torwart-Chef und später als OK-Präsident im Einsatz war.
Die Präparation der Piste war wahnsinnig anstrengend.
«Die Präparation der Piste war wahnsinnig anstrengend. Wir hatten keine Maschinen wie heute. Der Schnee musste hunderte Meter weit zur Piste transportiert werden. Dort haben wir ihn manuell verteilt und festgestampft», so Schällibaum. Rund 300 Helferinnen und Helfer waren im Einsatz.
1981: Wettersorgen und Schneekanone
Bei der zweiten Weltcup-Durchführung haben die Organisatoren erstmals auf künstliche Beschneiung gesetzt. Schneeregen vor und am Renntag am 4. Januar 1981 sorgte dennoch für schwierige Wetterbedingungen. Und der Erfolg der ersten Ausgabe wurde auch mit Blick auf die Zuschauerzahlen nicht mehr erreicht. «Wir hatten noch etwa 7'000 Zuschauer, aber wieder eine enorme Arbeit mit der Piste», sagt der damalige OK-Chef Erwin Schällibaum.
Funktioniert hat es schon mit den Schneekanonen. Aber aufwendig war es dennoch.
Da habe auch die damals recht neuartige Schneekanone nichts geändert, sagt Schällibaum: «Funktioniert hat es schon mit den Schneekanonen. Aber aufwendig war es dennoch. Das Wasser aus der Thur musste ja nach oben zur Maschine gepumpt werden.» Dafür waren Leitungen nötig, die von Spezialisten gebaut wurden.
Absage und Niedergang
Im Jahr 1987 sollten die Weltcuprennen erneut in Ebnat-Kappel stattfinden. Ursprünglich für Februar geplant, wurden sie auf den Jahresbeginn vorverschoben. Das ist die Zeit, in der schon in den Vorjahren wenig Schnee gelegen war. Als dann auch noch die TV-Übertragung unsicher war, entschieden sich die Organisatoren im Herbst 1986 zur Absage. Damit waren die Weltcup-Rennen am Girlenhang Geschichte.
Es folgten weitere Jahre mit Schneemangel. Die Girlen-Anlage stand oft still, die Betreiber schrieben rote Zahlen. Im Jahr 1989 kam es dann zum Konkurs, die Anlagen wurden versteigert.
Schällibaum hat sein Zuhause heute noch in Ebnat-Kappel. Er blickt von dort auf den ehemaligen Weltcup-Hang und sagt: «Der Hang ist gerade grasgrün von unten bis oben. Kein Brocken Schnee.». Natürlich denke er auch mal wehmütig zurück an die Rennen damals: «Aber auf dieser Höhenlage ist es damit einfach vorbei». Schällibaums Hoffnung bleibt, dass dies dereinst nicht auch für die Rennen in Adelboden gilt.