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So kultiviert man Setzlinge Im April und im Mai ist das Angebot am grössten

Tomaten, Chili, Auberginen, Gurken, Süsskartoffeln, Basilikum: Das sind beliebte Sorten in der Schweiz.

Die Gartensaison ist eröffnet. Gartenfans können sich im April und Mai reichlich eindecken.

Blick in ein Gewächshaus mit tausenden Setzlingen
Legende: Biohof Obere Wanne Liestal (BL) Ende April sind die Setzlinge für den Verkauf bereit. SRF

Hinter dem grossen Angebot stehen das Vorziehen der Setzlinge aus Samen und ein genauer Zeitplan, nach welchem mit Pflanzen kultivieren wann gestartet werden muss.

Wie werden Setzlinge kultiviert?

Auf dem Hof Obere Wanne in Liestal (BL) werden Setzlinge von Gemüse, Salaten, Kräutern und Blumen kultiviert.

Tomatensetzling mit oranger Namenstafel
Legende: 60 verschiedene zum Teil alte Tomatensorten Tomaten sind beliebt. Nadja Graber kultiviert 60 Sorten, viele davon alte Sorten, wie «Marianna's Peace» SRF

Setzlinge sind der zweitwichtigste Produktionszweig auf diesem Biohof Familienbetrieb der Familie Weber / Graber. Sie werden direkt ab Hof verkauft.

Setzlinge kultivieren

Nadia Graber, die für die Setzlingsproduktion verantwortlich ist, führt durch den Hof. «Gestartet wird im Winter», erklärt sie. «Wir treffen eine Auswahl der Arten und Sorten. Wir einigen uns beispielsweise auf Tomaten und bestimmen, welche der unzähligen Sorten von Tomaten wir produzieren werden. Danach zählen wir unseren aktuellen Samenbestand und ergänzen ihn durch Zukauf.»

Ab Februar werden die ersten Samen gesät. Das sind Chili, da sie zum Wachsen am meisten Zeit brauchen. Ist das erste Keimblatt da, wird die Pflanze pikiert, also in ein kleines Töpfchen umgepflanzt.

16'000 Setzlinge Jahresproduktion

Die rund 16'000 Setzlinge verteilen sich auf dem Hof auf drei nebeneinanderliegenden Gewächshäuser: zwei grössere Tunnelgewächshäuser und ein kleineres Gewächshaus aus Glas. Im einen wachsen 25 Chilisorten zu Setzlingen heran sowie auch mehrere Peperoni, Aubergine, Andenbeere oder Gurke. In einem zweiten Gewächshaus wachsen 60 verschiedene Tomatensorten, 50 Blumensorten, Kräuter oder Kürbisgewächse. Und im dritten gedeihen spezielle Arten, wie zum Beispiel Ingwer, der bezüglich Temperatur besonders heikel ist.

Saatgut und Setzlinge kaufen – darauf kommt es an

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Beim Einkaufen von Saatgut taucht oft die Bezeichnung F1 Hybride auf. Was bedeutet das?

  • Ein F1 Hybride ist eine Kreuzung aus zwei reinerbigen Pflanzensorten und hat genau definierte Merkmale.
  • F1 Hybriden müssen jedes Jahr wieder von den Samenzüchtern «hergestellt» werden.
  • F1 Hybriden sind auf Dünger und Bewässerung angewiesen.

Wenn man nun von diesen Nachkommen Samen erntet und sie das nächste Jahr aussät, dann sind diese Merkmale verschwunden, denn sie gelten nur für die 1. Generation.

Sorten von Gemüse- und Blumenarten hingegen sind samenecht. Das heisst, man kann von diesen Gemüse- und Blumensorten die Samen ernten und sie im nächsten Jahr aussäen. So erhält man wieder die gleiche Sorte mit den gleichen, guten Eigenschaften.

Quelle: Silvia Meister, SRF-Gartenratgeberin

Im Vergleich zu grossen Gartencenters ist diese Produktion quantitativ eher klein, die Sortenvielfalt aber umso grösser. Kultiviert werden alte Sorten, die Pro Specie Rara fördert.

Temperatur, Licht, Feuchtigkeit sind das A und O bei der Setzlingsproduktion

Das Wetter ist immer anders. Das bedeutet tägliches Korrigieren des Zusammenspiels von Temperatur, Licht und Feuchtigkeit. Dahinter steckt viel Erfahrung, gereift auch aus Rückschlägen in früheren Jahren.

Regulierung von Licht, Feuchtigkeit und Temperatur

Nicht ohne Stolz zeigt Nadia Graber, wie sie die Wärme regulieren: Grosse Gebläse verhindern, dass die Temperaturen zu Beginn unter den Gefrierpunkt fallen. Durch teilweises Öffnen der Seitenwände oder durch ein Gebläse am Ende des einen Gewächshauses, wird Wärme hinausgeführt.

Setzlingsmärkte

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Neben Gartencentern bieten auch ein paar Märkte Setzlinge an:

  • Verschiedene Setzlingsmärkte von Pro Specie Rara, unter anderem in Wildegg oder Chur
    https://www.prospecierara.ch/erleben/veranstaltungen.html
  • Spezialitätenmarkt ZHAW Wädenswil (ZH)
    Sa. 10. Mai, 09:00-16:00 – auf dem Campus Grüental
  • Märkte und Angebot vom Hof Obere Wanne, Liestal
    ° 26.4 in Bern
    ° 3./4. Mai, auf dem eigenen Hof

Zu starke Sonneneinstrahlung Ende Winter bringt ein Zuviel an Licht und Wärme. Zum Schutz der Setzlinge werden die Dächer mit gelösten Kalk angemalt.

Setzlings-Lieblinge

Gib es Trends bei Gemüse- oder Kräutersetzlingen? «Von Trends kann man nicht sprechen», sagt Nadia Graber.

Fehler beim Gärtnern mit Setzlingen

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Die Setzlinge wachsen und dürfen bald nach draussen. Damit der Umzug in den Garten gut gelingt, solltest du diese 5 Fehler vermeiden:

  • Setzlinge zu früh auspflanzen (Temperaturen sollten fix über 12 Grad sein)
  • Fehlende Abhärtung der Pflanzen
  • Falsche Pflanztiefe
  • Setzlinge zu spät auspflanzen
  • Falsches Wetter beim Auspflanzen

Quelle: Simone Huwyler, Gärtnerin und Bloggerin

«Es gibt aber ein paar, die sehr beliebt sind»: «vor allem bestimmte Tomatensorten, aber auch Chili, Auberginen, Gurken, Süsskartoffeln oder Basilikum. Gefallen tun immer wieder auch aussergewöhnliche Farben von alten Gemüsesorten.»

Der Zeitplan

Die gesamte Planung bei der Setzlingsproduktion auf dem Hof Obere Wanne in Liestal (BL) ist auf zwei Setzlingsmärkte ausgerichtet, die sie bestreiten.

Wann sollte man welche Gemüsesetzlinge auspflanzen?

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Der Pflanz-Fahrplan sieht so aus:

    • Zwiebeln, Knoblauch, Salat:
      ab ca. Mitte März
    • Lauch:
      ab April
    • Kohlpflanzen:
      frühe Blumenkohlsorten ab Mitte März, Broccoli, Kohlrabi, Weisskohl und Co. ab ca. Mitte April, je nach Sorte auch etwas früher.
    • Fenchel:
      ab ca. Mitte April. Es gibt auch Sorten für den Herbstanbau, die im Juli gepflanzt werden.
    • Tomate, Paprika, Chilis, Zucchini, Kürbis, Aubergine, Gurke, Busch- und Stangenbohnen, Feuerbohnen:
      ab ca. Mitte Mai (nach den Eisheiligen)

Grundsätzlich: Nach den Eisheiligen um Mitte Pfingsten herum dürfen alle Pflanzen nach draussen.

Quelle: Nadia Graber, Hof Obere Wanne, Liestal (BL)

Der eine Markt ist in Bern selber am 26. April und der andere auf dem eigenen Hof am 3. und 4. Mai. «Auf diesen Zeitpunkt hin muss alles bereit sein. Wir sind im Schlussspurt, aber wir schaffen es», sagt Nadia Graber zum Schluss; und lacht.

Radio SRF 1, Treffpunkt vom 23.4.2025, 10:00 Uhr ; 

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