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Solidaritätstag 2024 «Kinder haben das Recht auf eine unbeschwerte Kindheit»

In der Schweiz werden jährlich zwischen 30'000 und 50'000 Kinder von Kinder­schutz­organi­sationen betreut, weil ihr Wohl gefährdet ist, sei es durch sexuelle Gewalt, Schläge, Vernachlässigung oder psychische Gewalt. Deshalb sammelt die Glückskette mit der SRG Spenden unter dem Motto: «Gegen Gewalt an Kindern in der Schweiz und weltweit».

SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider kennt die Schattenseiten des Familienlebens aus ihrer 13-jährigen Erfahrung als Sozialarbeiterin.

Elisabeth Baume-Schneider

SP-Bundesrätin

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Elisabeth Baume-Schneider ist seit 2023 Bundesrätin und seit Anfang 2024 Vorsteherin des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI). Die Jurassierin wurde 1963 geboren und studierte Sozial-, Wirtschafts- und Politikwissenschaften an der Universität Neuenburg. Von 2002 bis 2015 war die SP-Politikerin Mitglied der jurassischen Kantonsregierung. Von 2015 bis 2019 leitete sie die Hochschule für Soziale Arbeit und Gesundheit in Lausanne. Ab Ende 2019 vertrat sie den Kanton Jura im Ständerat.

SRF: Was kann die Schweiz angesichts der alarmierenden Zahlen sexueller Gewalt tun, um Kinder besser zu schützen?

Elisabeth Baume-Schneider: Eine einfache Lösung gegen (sexuelle) Gewalt gibt es leider nicht. Prävention muss jedoch frühzeitig beginnen, bereits in der Kindheit und im schulischen Umfeld.

Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Familien, sondern bei der gesamten Gesellschaft.

Ebenso wichtig ist die enge Zusammenarbeit mit den Familien. Aber die Verantwortung liegt nicht nur bei den Familien, sondern bei der gesamten Gesellschaft. Kinder haben ein Recht auf eine sichere und unbeschwerte Kindheit, frei von jeglicher Form von Gewalt.

Solidaritätstag: So können Sie Geld spenden

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Legende: Glückskette
  • Hier direkt spenden auf der Glückskette.
  • Anruf in die Spendenzentrale:
    0800 87 07 07 (Donnerstag, 19.12.2024, von 7 bis 23 Uhr) 
  • Am Postschalter mit dem Vermerk «Gewalt an Kindern»
  • Twint (wenn Sie Twint öffnen, sehen Sie oben «Zusammen gegen Gewalt an Kindern». Wenn Sie draufklicken, können Sie ihre Spende twinten).

Sie waren Sozialarbeiterin. Welche Erfahrungen können Sie aus dieser Zeit in die Politik einfliessen lassen?

Die enorme Verantwortung, die wir haben, Kinder zu schützen. Manchmal muss man diesen Schutz über die Polizei oder den gerichtlichen Weg einfordern. Aber ebenso wichtig ist es, diese Familien nicht allein zu lassen.

Früher dachte man, gefährliche Täter seien fremde Männer auf der Strasse. Leider passiert diese Gewalt oft im familiären Umfeld.

Der Dialog ist entscheidend, denn sie brauchen Vertrauen in die Institutionen. Ohne Hilfe und Unterstützung können sie sich nicht organisieren. Vertrauen ist der Schlüssel, um Hilfe anzunehmen und zu bekommen.

Sexueller Missbrauch ist ein Tabu. Wie lässt sich dieses durchbrechen, besonders, wenn die Täter aus dem familiären Umfeld stammen?

Früher dachte man, gefährliche Täter seien fremde Männer auf der Strasse. Leider passiert diese Gewalt oft im familiären Umfeld, in der Kirche oder im Sport. Es ist wichtig, diese Wahrnehmung zu durchbrechen.

Ein Kind muss die Möglichkeit haben, bei Problemen mit einer vertrauten Person – wie einer Lehrerin oder Betreuerin – darüber zu sprechen. Entscheidend ist, dass diese Problematik heute anerkannt wird.

Darum gehts am Solidaritätstag

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Am 19. Dezember 2024 stehen Kinder im Mittelpunkt. Zusammen mit der Glückskette sammelt die SRG, zu welcher auch SRF gehört, Spenden, damit Kinder ohne Gewalt und Missbrauch aufwachsen können.

Millionen von Kindern auf der Welt leiden unter häuslicher Gewalt, Kinderarbeit, Zwangsheirat und Ausbeutung. In der Schweiz gibt es jedes Jahr Tausende gemeldete Fälle von Kindesmisshandlungen. Jedes zehnte Kind weltweit muss Kinderarbeit erleben.

Das gesammelte Geld fliesst zur einen Hälfte in Projekte in der Schweiz, zur anderen Hälfte in Projekte weltweit wie in Mali oder in Bangladesh.

Lehrkräfte und Kita-Mitarbeitende müssen für dieses Thema sensibilisiert werden. Wie werden diese Themen in der Ausbildung und Weiterbildung behandelt?

Es gibt bereits Programme in der Ausbildung und Weiterbildung von Lehrkräften und Kita-Mitarbeitenden, die dieses Thema behandeln. Wichtig ist, dass diese ernst genommen und umgesetzt werden.

Als Erziehungsdirektorin des Kantons Jura habe ich aus erster Hand erlebt, wie entscheidend Präventionskampagnen sind. In der Schweiz gab es beispielsweise eine Kampagne für Kinder ab vier Jahren mit dem Slogan «Mein Körper ist mein Körper». Sie vermittelt simpel: Wenn ich mich unwohl fühle, muss ich das sagen können. Dank solcher Programme wird diese Sensibilisierung immer stärker.

Sie sind selbst betroffen? Hier können Sie sich Hilfe holen

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Wenn Sie selbst von Gewalt betroffen sind oder diese bei Freunden, Bekannten, Verwandten oder Nachbarn beobachten, können Sie bei verschiedenen Anlaufstellen Hilfe holen. Alle Dienste sind rund um die Uhr für Sie da.

  • Die Dargebotene Hand : grösstes Schweizer Sorgentelefon, auch per Chat und Mail
  • Elternnotruf : Hilfe und Beratung für Eltern, Familien und Bezugspersonen
  • 147 : Telefon-, Chat- und SMS-Beratung für junge Menschen

Wie steht es um den Schutz von gewaltbetroffenen Kindern und Jugendlichen? Fehlen in der Schweiz genügend Schutzplätze?

In der Schweiz gibt es inzwischen die Vorgabe, dass in allen Kantonen ausreichend Schutzplätze für gewaltbetroffene Kinder und Jugendliche vorhanden sein müssen, und die Kantone stimmen dem zu.

Zusätzlich zu mehr Schutzplätzen braucht es auch Familien, die Kinder zu Hause aufnehmen.

Es wird zwar noch etwas dauern, aber wichtige Schritte wurden bereits gemacht. Zusätzlich zu mehr Schutzplätzen braucht es auch Familien, die Kinder zu Hause aufnehmen. Letztes Jahr habe ich im Parlament gefordert, dass das Gesetz eine gewaltfreie Erziehung für Kinder vorschreibt.

Das Gespräch führte Daniel Fohrler.

Radio SRF 3, Morgenshow, 16.12.2024, 8:50 Uhr

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